2019•103 - T E X T:
Zur Auswertung der Autorenliste einige Anmerkungen:
Französische Autoren kommen in den untersuchten Schuljahren in Aufsatzthemen
nicht vor. Unter den englischen wird in erster Linie Shakespeare’s „Macbeth“ erwähnt,
aber seine Behandlung in Aufsätzen nimmt deutlich ab. Der Grund könnte darin liegen,
dass an dem englischen Klassiker der Individualismus kritisiert wird, dagegen
wird aber die Beschäftigung mit der griechischen Tragödie empfohlen, eine Empfehlung
von Curt Langenbeck (vgl. Kap. 4). Das geschieht auch in der ersten Zeit (1933)
intensiv, besonders müssen Sophokles, Homer und Plato behandelt werden, unter den
lateinischen Autoren sind es Cicero und Vergil.
Unter den deutschen Autoren nimmt Friedrich Schiller die Spitzenstellung ein, in den
ersten Schuljahren führend, dann abfallend, in Kriegszeiten aber wieder eklatant hervorgehoben
(besonders: 1. Teil der „Wallenstein“-Trilogie). Johann Wolfgang von Goethe
(z.B.: Menschenbild bei „Egmont“ und „Faust“, Freiheit bei „Götz von Berlichingen“)
überragt Schiller anfangs (1933/34), fällt dann ab ins untere Mittelmaß.
Weitere Klassiker sind Gotthold E. Lessing, besonders mit „Minna von Barnhelm“, und
zunehmend Heinrich von Kleist mit dem „Prinz von Homburg“ und „Michael Kohlhaas“.
Unter den weiteren deutschen Autoren folgen Conrad F. Meyer (vor allem „Huttens
letzte Tage“), Friedrich Hebbel (natürlich „Die Nibelungen“), Grillparzer und Theodor
Storm (hier: „Zur Chronik von Grieshuus“, 1884) mit ideologisch angemessenen Themen,
insgesamt nachzulesen in „Völkische Bewegung 1871-1918“, hg. von Uwe Puschner
et al., München u. a. 1996.
Allein mit 29 N tauchen Themen über das deutsche Mittelalter (mit Talsohle in der
Konsolidierungsphase) und die nordische Literatur in den ausgewählten Aufsatzthemen
auf: Es sind das Nibelungen- und Hildebrandslied, das Gudrunlied und die Edda,
Autoren wie Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen, Hartmann von Aue und besonders
Walther von der Vogelweide sind in jedem Schuljahr vertreten.
Für das Neue Reich stabilisierend wirken die Aufsatzthemen mit Zitaten von Hitler,
Goebbels, Rosenberg und anderen nationalsozialistischen Größen, schwächen sich in
der Konsolidierungsphase aber ab, um im Krieg erneut stark in den Vordergrund zu
treten. Das wird begleitet durch Werkanalysen von Langenbeck, Mechow, Johst, Burte,
Flex u.a., angereichert durch viele Gedichttexte aus den eingesetzten Lesebüchern, wie
z. B. das von Hans Christoph Kaergel, das in der von Karl Hans Bühner herausgegebenen
Anthologie „Dem Führer“ (1939) für Adolf Hitler gedichtet wurde, aus deren
Gedicht fünf Zeilen zitiert sein sollen:
Denn fragt uns einer, wo der Führer steht,
so zeigt ein jeder auf das eigne Herz:
Hier steht er eingewurzelt in das Blut,
hier muss er stehn und weiter wandern gehn,
durch unser Blut Geschlecht nun zu Geschlecht!
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