2012•106 - T E X T:
Dies ist allgemein Aufgabe von Schule.
Ideale ändern sich, nutzen sich ab oder diskreditieren sich, Lehrmethoden unterliegen der didaktischen Mode und der Weltsicht, ob diese nun in- oder outputorientiert, hedonistisch oder introvertiert ist.
Da das Dionysianum immer noch besteht, ist eindeutig, dass es die Fähigkeit besitzt, sich zu verändern und weiterzuentwickeln. Trotzdem ist es irgendwie auch immer noch das Dionysianum geblieben und hat seine Identität im Strom der Zeit bewahrt.
Wie gelingt dies?
Dies kann nur gelingen, wenn es trotz aller Unwäagbarkeiten einen Startpunkt, ein gedachtes Ziel gibt und immer wieder die Position unterwegs bestimmt und korrigiert wird.
Der Startpunkt liegt in unserer europäischen Kultur, beginnend in der Antike, das Ziel war und ist immer gewesen, junge Menschen für die Welt zu stärken. Seit der Aufklärung sagen wir, „Mündigkeit anzulegen“, so dass sie den Weg selbst weiter gehen können.
Nur was bleibt in unserer schnell sich verändernden Welt zur Positionsbestimmung, damit wir Mündigkeit im Blick behalten?
Es kann nicht die Anhäufung von sich immer schneller überholenden Wissen sein. Es kann nicht alleine Fixierung auf eine idealisierte ferne Vergangenheit oder eine behauptete bessere Zukunft sein. Der Weg selbst muss ständig überprüft werden, indem man sich fortlaufend der eigenen Position vergewissert.
Hierbei dürfen wir uns aber auch nicht täuschen: ohne den Startpunkt, unser Verständnis von Europa, das uns immer gedacht begleitet und uns Peilung gibt, kann es keinen Weg, kein Ziel geben, da sonst alles beliebig und konturlos wäre.
Die Fähigkeit zur Positionsbestimmung in unserem europäischen kulturellen Kontext ist jedoch nur durch NACHHALTIGKEIT, also nachhaltiges Wissen möglich!
Nachhaltiges Wissen überholt sich nicht immer schneller; es ist nicht rein technisch, numerisch gefasst, es ist kein Werkzeugkoffer, keine intelligente, den reinen Zwängen der Ökonomie unterworfene Wissensbasis.
Nachhaltiges Wissen ist vielmehr umfassende, allgemeine Bildung, es zeigt sich in Methoden- und Sozialkompetenz, kritischer Weltsicht, (Fremd)Sprachen, Kunst, Musik, Literatur und auch religiöser Orientierung, und selbstverständlich gehören auch gesellschaftswissenschaftliche, mathematische, naturwissenschaftliche und technische Grundkenntnisse dazu.
Darauf aufbauend kann sich jeder numerisches Wissen, neue Technologien zu jeder Zeit erarbeiten und sich spezialisieren, muss dies auch im weiteren Leben tun, doch wenn nicht Sprachen, Musik und Kunst und kritisches, naturwissenschaftliches Hinterfragen der Welt in der Schule angelegt werden, so bleiben wir unmündig, im schlimmsten Fall hochtechnisierte Bediener, Getriebene, nicht Gestalter.
Gerade das allgemeinbildende Gymnasium muss Raum sein, wo Mündigkeit angelegt wird, wo Unterricht im Mittelpunkt als Kerngeschäft steht, wo nachhaltige Bildung
|
|