2009•011 - T E X T:
Gelehrte Anmerkungen zu Piepers Tugendlehre
Professor Menke hält Vortrag im "Forum Dionysianum"
In der diesjährigen Veranstaltung der Vortragsreihe FORUM DIONYSIANUM sprach Prof. Dr. Karl Heinz Menke über das Thema "Tugend bedeutet, dass der Mensch ,richtig' ist". Seine Untertitel- "Anmerkungen zur Tugendlehre von Josef Pieper" erwiesen sich in Inhalt und Darbietungsweise als ein höchst bemerkenswerter und qualitativ hochwertiger Beitrag des VAD zum Jubiläum des Gymnasium Dionysianum. In dem ebenfalls zum Schuljubiläum herausgegebenen Band 4 der "Schriftenreihe des VAD" wird Prof. Menkes Vortrag in vollem Wortlaut veröffentlich. Als erweiterte Berichterstattung über das FORUM DIONYSIANUM und als eine Art Vorgeschmack auf den Band IV der Schriftenreihe des VAD (siehe Hinweis und Subskriptionsangebot im Mittelteil dieses Nachrichtenblattes) ist die folgende Zusammenfassung gedacht.
Karl-Heinz Menke
TUGEND BEDEUTET, DASS DER MENSCH ,RICHTIG' IST
"Eine künstlerische Darstellung personifizierter Tugenden kann von der unbestreitbaren Tatsache ablenken, dass das Begriffsfeld ,Tugend' im Bewusstsein vieler Zeitgenossen negativ besetzt ist. Sprüche wie ,Im Alter wird man tugendlich, da hat man alles hinter sich' , der notorische, Tugendbold' oder Debatten wie jene über die Sekundärtugenden der KZ- Wächters sind symptomatisch." Mit dieser Aufmerksamkeit erheischenden Feststellung leitete Prof. Menke seinen Vortrag im Rahmen des FORUM DIONYSIANUM 2009 ein. In der Tat lösten sie gespanntes Interesse aus. Es wurde im ersten Teil des Vortrags, den der Redner "Nietzsche, Platon und Josef Pieper" überschreibt, gesteigert ... "Nicht zufällig verbindet Friedrich Nietzsche seine Radikalkritik am Christentum mit dem
Tugendbegriff .... ". Glaubt man Nietzsche, dann werden Selbstentfaltung und Selbstverwirklichung vom Christentum als Versuchungen gebrandmarkt." ... " Christentum ist aus Nietzsches Sicht ,Platonismus fürs Volk'. Der Platonismus, so bemerkt er, ,dreht den Begriff Wirklichkeit herum und sagt: Was ihr für wirklich haltet, ist ein Irrtum, und wir kommen, je näher wir der Idee kommen, um so näher der Wahrheit' Plato hat im Grunde den Schein ... dem Sein vorgezogen, also die Lüge der Erdichtung der Wahrheit, das Unwirkliche dem Vorhandenen! " ... "Nietzsche reduziert den Menschen auf seine Natur. Er beschreibt ihn als das vorerst höchstentwickelte Säugetier, das den anderen Tieren nur deshalb überlegen ist, weil seine Strategie zur Bewältigung der Wirklichkeit erfolgreicher war als die beispielsweise eines Löwen oder Adlers." Zitate wie diese aus Prof. Menkes Redetext bereiten die Feststellung vor, die der Redner am
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