2013•011 - T E X T:
Auswärtiges Amt, Washington DC
Erfahrungsbericht von Marcella Brebaum
(Stipendiatin des VAD 2011/2012)
Als ich meine Bewerbung für ein Praktikum
beim Auswärtigen Amt online abgeschickt
hatte, hatte ich mir eigentlich keine
großen Chancen ausgerechnet. Sechs
Wunschorte konnte ich angeben und ich
habe bis auf Washington DC eigentlich
nur kleinere, spanisch sprechende Länder
angegeben, weil ich dachte, dort sind
meine Chancen höher. Washington DC, eines
der politischen Zentren dieser Welt,
der Traum eines jeden Politik Studenten;
meinen Wirtschafts-Lebenslauf guckt
sich dort bestimmt keiner an. Falsch gedacht,
denn ca. 3-5 Monate später – ja, es
hat etwas gedauert, bis ich eine Antwort
erhielt - teilte man mir kurz und knapp
mit, dass ich für ein Praktikum in eben
dieser Politischen Hauptstadt ausgewählt
worden sei!
Der Zeitpunkt passte prima, da ich zuvor
für mein Austauschjahr in Boston sein
würde und ich somit einfach nur meinen
Rückflug etwas verschieben musste.
Einen Nachteil hat ein Praktikum beim
Auswärtigen Amt jedoch: Es ist unbezahlt
und daher war das Stipendium vom
VAD sehr, sehr hilfreich.
Um eine günstige Unterkunft zu finden,
habe ich bei Freunden und Bekannten gefragt,
ob sie nicht jemanden in Washington
DC kennen und tatsächlich habe ich
über Ecken eine Familie gefunden, die so
freundlich war, mich für zwei Monate in
ihr Haus aufzunehmen. Allen zukünftigen
Reiselustigen kann ich nur empfehlen,
nach solchen Kontakten zu suchen. Gerade
wenn man alleine reist, ist es schön,
bei (unbekannten) Bekannten unterzukommen,
diese kennen zu lernen und
so auch von Heimischen lokale Tipps zu
kriegen.
Während meines Praktikums habe ich in
zwei Abteilungen gearbeitet. Zunächst
im Bereich Politik, wo ich häufig zu Sitzungen
ins Capitol oder zu sogenannten
Think Tanks geschickt wurde. Ich habe
mich in Themen wie Wahlen in Süd
Amerika, Antisemitismus, der Palästina
Konflikt und andere eingearbeitet und
Protokoll in den jeweiligen Sitzungen
geführt. Es war interessant, in den Alltag
der Politischen Abteilung reinzugucken
und zu sehen, wie wichtig jede einzelne
Wortwahl im diplomatischen Kontext
sein kann.
Danach wechselte ich in die Abteilung
Protokoll, die direkt für alle Angelegenheiten
um und mit dem Botschafter zuständig
ist. Das beinhaltet die Kalenderplanung
für den Botschafter und seine
Frau, sowie die Organisation von Events
wie z.B. der 3. Oktober Feier in der Residenz
des Botschafters für einige Hundert
geladene Gäste. Während meiner Zeit
wurde gerade der neue Botschafter vereidigt
und so wurden alle Mitarbeiter der
Botschaft (inkl. Praktikanten) zu ihm in
die Residenz eingeladen. Ein spannendes
Ereignis, was nicht jeder Praktikant erleben
darf.
Das Leben der Mitarbeiter im Auswärtigen
Amt hat seine Vor- und Nachteile.
Man trifft auf interessante Menschen, jeder
von ihnen ist viel bereist, viel belesen
und die meisten sprechen mehrere Sprachen
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