2018•110 - T E X T:
Tonbandaufnahmen für den Rundfunk
ein. Von 1930 bis 1937 und 1942 bis
1944 hatte er zudem einen Lehrauftrag
für Orgel- und Orgelstruktur an der Kirchenmusikschule
in Regensburg.
Bereits 1923 hatte er sein vielseitiges
kompositorisches Schaffen begonnen, das
er nach dem Zweiten Weltkrieg intensivierte.
Es umfasst Werke für Orgel solo,
Kammermusik, Orchesterstücke, Lieder,
Tänze, Messen, Kantaten und Motetten.
Ein berühmt gewordenes „Tantum ergo“
ist dem damaligen Pfarrer von St. Dionysius
in Rheine, Josef Dieckmann, gewidmet.
In der Nationalsozialistischen Ära war
Dunkelberg dem Regime verbunden: Seit
1933 war er der SS zugehörig, Mitglied
der NSDAP ab 1937, und ab 1939 gehörte
er dem Sicherheitsdienst des Reichsführers
der SS an. In dieser Zeit kam er in die
erpresserischen Fänge der Gestapo, die
ein tragisches Kapitel in Dunkelbergs Leben
aufschlugen. Wegen homosexueller
Neigungen wurde Dunkelberg das Opfer
einer Gestapo-Erpressung.1 Anna Elisabeth
Rosmus erinnert sich in ihrer Autobiographie
an Otto Dunkelberg:
„Ich erfuhr, daß die Orgel im Mormonentempel
die größte der Welt war [i.e.
Mormon Tabernacle Organ vom Temple
1 Vgl. Anna Elisabeth Rosmus: Out of Passau. Von
einer die auszog, die Heimat zu finden. Verlag Herder,
Freiburg i. Br. / Basel / Wien 1999 (engl. Ausg.:
Out of Passau. Leaving a city Hitler called home,
übersetzt von Imogen von Tannenberg, University
of South Carolina Press, Columbia 2004. Für
die Einsicht in dieses Werk und für viele weitere
wichtige Hinweise danke ich Prof. Ulrich Eckardt
(Berlin) und Werner Friedrich (Rheine).Vgl. auch
den Artikel „Eine Passauer Passion“, in: DIE ZEIT
vom 14. 12. 1984
Square in Salt Lake City Utah (USA)]. Und
ich dachte daran, daß die neue Domorgel
in Passau, die zu Pfingsten 1928 geweiht
worden war, seinerzeit mit 5 Manualen,
208 Registern und 17000 Pfeifen die
größte Orgel der Welt gewesen war. Max
Hartmann und andere Passauer Juden
hatten sie mit ihren Spenden ermöglicht.
Als sich die Organistin niedersetzte, kamen
mir zwei ganz andere Organisten
in den Sinn: Otto Dunkelberg und Max
Tremmel. Der eine, eines der größten Talente
seiner Zeit, war homosexuell und
wurde von der Gestapo damit erpreßt.
Sein Leben war für immer ruiniert, ohne
daß er sich je etwas zuschulden hatte
kommen lassen. Er fiel mir auch ein, weil
seine blonde, „arische“ Tochter Gisela
gleich nach dem Krieg von einem USAmerikaner
schwanger geworden war
und dem Gespött so preisgegeben war,
daß sie seitdem nur noch ‚out of Passau‘
leben wollte.“
Am 22. Mai 1945 kam Otto Dunkelberg
ins Internierungslager der amerikanischen
Besatzungsmacht, wurde aber nach
nur zwei Jahren freigelassen, da niemand
Schaden durch seine „politischen Tätigkeiten“
genommen habe (gemeint sind
Anklagen an den Passauer Klerus und
Affären mit Männern und Frauen). Nach
seiner Entlassung im April 1947 ging er
für zwei Jahre als Musikerzieher nach
Hildesheim, wo auch einer seiner beiden
Söhne wohnte und er (1948/49) als
Volksschullehrer angestellt und später
als Dozent an der Kirchenmusikschule in
Münster tätig war. Seine Tätigkeit an der
bischöflichen Musikschule kam wohl von
Rheine aus in der Vermittlung von Heinz
Diekamp (1921 - 2004), der zu dieser Zeit
sein Schüler in Münster und später hervorragender
Organist an St. Erpho (eig.
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