2018•115 - T E X T:
aber auch, besonders in der Unterstufe,
bei Disziplinlosigkeit seiner Schüler aufbrausen.
Hier einige Schülerstimmen:
Jochen K. hatte Dunkelberg in der Unterstufe
im Unterricht, erinnert sich aus
Desinteresse an der Musik kaum an den
Unterrichtsstil, war aber stolz darauf,
einen „Professor“ als Lehrer zu haben.
Stefan P. (ebenfalls Unterstufe), erinnert
sich, dass Dunkelberg oft sehr jähzornig
gewesen sei. „Einmal hat er im Unterricht
einen Stuhl auf dem Flügel zerschlagen.“
Dagegen erinnert sich Hermann K. an
„Donkey“, wie Dunkelberg von den Schülern
mit Spitznamen genannt wurde, und
an seinen „tollen Unterricht“, besonders
in den Musikerklärungen. „Er war der Vater
der Moderationskonzerte für uns alle.
Wenn er mal aufbrauste, sagte er immer:
‚Das ist zum Mäusemelken!‘“ Dunkelberg
zeigte auch „cholerisches Verhalten“, als
er mal mit einem Schlüsselbund nach einem
Schüler geworfen hatte und mal „den
Deckel über der Klaviatur des Flügels im
Musiksaal mit solcher Wucht zuschlug,
dass es einen lauten Knall gab, der uns
Schüler doch sehr erschreckt hatte.“ Und
noch das Urteil von Karl Holthaus, jetzt
emeritierter Pfarrer in Borghorst: „Wir
haben viel bei ihm gelernt. Er hat mit uns
‚Aida‘ besprochen und mich in meiner
Studienzeit nach Düsseldorf zur Aufführung
eingeladen. Sein Unterricht war lebendig,
vor allem bei der Kirchenmusik.
Beim Schulchor konnte er wohl mal aus
der Haut fahren, im Unterricht habe ich
das nicht erlebt.“
Zum Schluss sei noch ein Erlebnis des
Schülers Hermann K. eingefügt:
„Als Schüler haben wir den Film ,Es ist
Mitternacht, Dr. Schweitzer‘ [Produktionsjahr:
1952] gesehen. In diesem Film
gibt es eine Szene, in der der Schweitzer-
Darsteller [Pierre Fresnay] Orgel spielt,
um Geld für Lambarene zu sammeln.
Man sieht nur die tanzenden Finger, die
Teile der berühmten Toccata von Widor
spielen. Das mir vorher unbekannte
Stück fand ich damals so toll, dass ich
bei der nächsten Orchesterprobe in der
Schule Dunkelberg fragte, ob er wohl so
etwas spielen könne. ,Sicher, Hermann,
wenn du mir etwas beim Blättern hilfst.
Ich nicke, wenn du blättern musst.‘ Er
nahm ziemlich zerfledderte Noten aus
seiner Aktentasche und fing an zu spielen.
Nach einigen Seiten passierte mir das
Missgeschick, dass mir beim Blättern ein
Blatt vom Notenpult auf das Pedal fiel. Ich
war unglücklich, aber Dunkelberg spielte
seelenruhig bis zum Schluss weiter, ohne
dass ich noch einmal geblättert hätte...
Nach Beendigung des Spiels klopfte er
mir auf die Schulter und sagte nur: ,Gut
gemacht, Junge.‘“
Das war für den Schüler nicht nur das
erste Blättern von Orgelnoten, die doch
meistens auf drei Systemen notiert waren,
sondern vor allem weckte es die Liebe
für die Orgelmusik und das Registrieren
bei vielen Orgelsommern in Rheine.
Dunkelberg als Organist
Diese Darstellung und Würdigung ist
untrennbar mit den Orgeln verbunden,
auf denen Otto Dunkelberg in Rheine gespielt
hat. Hier eine kurze Vorstellung:
Orgel der Petrikirche:
Bei den Schulgottesdiensten, die dienstags
und donnerstags in der Petrikirche
stattfanden, wurde die kleine (16 Register)
pneumatische Feith-Eggert-Orgel
der Petrikirche, die von 1920 bis 1989
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