2013•121 - T E X T:
Urkaiser etwa nicht als angemessene Vorbilder
aus? Wir müssen in die gesamte
Aussage schauen, um eine Antwort zu
finden. Richard Wilhelm übersetzt:
Der Meister sprach: »Wenn ich selbdritt
gehe, so hebe ich sicher einen Lehren Ich
suche ihr Gutes heraus und folge ihm, Ihr
Nichtgutes und verbessere es.«
Dies sind dunkle Worte und verwirrt uns
vielleicht mehr, als das es uns hilft. Konfuzius
verkehrt also mit Leuten, die Stärken
und Schwächen haben.
Er sagt uns nicht, ob auch diejenigen, die
nicht untadelig sind, seine Lehrer sein
können. Auszuschließen ist dies aber
wohl nicht. Gleichwohl schlage ich zunächst
der Einfachheit willen die folgende
Interpreration vor: Konfuzius unterscheidet
bei jedem Mitmenschen Vorzüge
und Mängel. Wer über Qualitäten verfügt,
kann sein Lehrer sein, wer schattenseiten
aufweist, hat sich seiner Umerziehung zu
beugen. So gesehen wäre der Mitmensch
nicht nur Lehrer, sondern auch Schüler.
Das Augenmerk des Meisters liegt jedoch
nicht hier, im Ungenügen, das andere aufweisen.
Ihm ist es wichtiger, selber noch
in die „Schule“ gehen zu können. Zu diesem
Zweck bedarf er vieler Lehrer, nicht
eines einzigen „bestimmten Lehrers“
(chang shi).
Warum? Die Antwort führt uns zu einer
weniger engen Interpretation des obigen
Zitats: Jeder in der Umgebung des
Konfuzius, ob groß oder klein, hat etwas
anzubieten, was der Erziehung taugen
mag. Es tut nur not, die Spreu vom Weizen
zu trennen. Wie all dies zu verstehen
ist, zeigt ein weiteres Gespräch im Lunyu
(XIX.22). Richard Wilhelm Obersetzt (unter
Verwendung der heutigen Umschrift):
Gongsun Chao von Wei befragte den Zigong
und sprach: »Wie kam Zhongni
(Konfuzius‘ Gelehrtenname) zu seiner
Bildung?« Zigong sprach: »Der Pfad der
Könige Wen und Wu ist noch nicht auf
den Grund gesunken. Er ist noch vorhanden
unter den Menschen. Bedeutende
Männer [xianzhe] wissen noch die
Hauptsachen davon, unbedeutende Männer
wissen noch die Nebensachen davon.
Es gibt keinen Ort, wo der Pfad von Wen
und Wu nicht wäre. Wie hätte der Meister
ihn da nicht kennenlernen sollen, und
was brauchte er dazu einen einzelnen,
bestimmten Lehrer [chang shi]?«
Konfuzius befand sich nach Aussagen
seines Schülers Zigong, so schließen wir,
noch in dem glücklichen Zeitalter, wo der
Weg der früheren Könige Wen (Der die
Kultur brachte) und Wu (Der sich auf den
Krieg verstand), welche die Zhou-Dynastie
(1066-221) begründet haben, noch
nicht verloren gegangen ist. Ihr Tao findet
sich, wenn auch unterschiedlich, so
doch überall, bei den Weisen (xianzhe)
ebenso wie bei den Unweisen (bu xianzhe).
Doch warum reicht es nicht, ganz bei
den Weisen zu bleiben, Und warum wäre
es nicht besser, sich von den Unweisen
fernzuhalten? Die Heiligen der damaligen
Zeit waren nicht ohne Fehl! Erst die
Nachgeborenen haben das Bild des vollkommenen
Weisen geschaffen. Als heilig
galt damals jemand, der sich der Überlieferung
befleißigte und deswegen dem
Tao nahestand. Auch wenn diesem die
Späteren zu opfern geneigt waren, so hatte
dieser sich dennoch zu Lebzeiten noch
zu vervollkommnen.
Konfuzius war zweifach unterwiesen
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