2012•130 - T E X T:
DREI BILDFENSTER – AULASCHMUCK FÜR DAS DIONYSIANUM
Mit einem in mehrerer Hinsicht glanzvollen Ereignis, dem Einsetzen dreier kunstvoll ausgestalteter Farbfenster in die Südwand der Aula, konnten vor nunmehr 100 Jahren Neubau, Einrichtung und Ausschmückung des Gymnasium Dionysianum abgeschlossen werden. Zwar diente der stattliche, viel bewunderte Schulneubau bereits seit 1909 seiner Bestimmung; allerdings fehlte dem Festraum, der Aula, noch die Bekrönung seiner künstlerischen Ausgestaltung: jene drei im Spätsommer 1912 in die Südwand der Aula eingesetzten Farbfenster. Ihnen – wie auch der gesamten Ausschmückung des Schulneubaus – maß damals der Schulleiter Direktor Dr. Anton Führer einen hohen Stellenwert bei der Erfüllung des Erziehungs- und Bildungsauftrags der Schule zu.
Dr. Führer dokumentierte seine Auffassung in einem Schreiben vom 19. Juli 1909 an den „Minister der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal – Angelegenheiten im Königreich Preußen“. Das Dokument dafür liefert der Entwurf eines „Bettelbriefes“ an den Minister. Er befindet sich im Archiv des Dionysianums. Da der Brieftext die Planungs- und Handlungsmaxime des Direktors bei Bau und Ausstattung und damit An- und Aussehen des von ihm entscheidend mit geplanten Schulbaus erläutert, ist er hier ungekürzt wiedergegeben.
„Betr.: Staatsbeihilfe für die Ausschmückung der Aula. Hierdurch bitte ich, dem hiesigen Gymnasium für die Ausschmückung der Aula des neuen Gymnasialgebäudes insbesondere für die Beschaffung von bunten Glasfenstern eine Beihilfe von 3000 M von der königlichen Staatsregierung erwirken zu wollen.
Das neue Gymnasialgebäude, das am 21. Sept. d.J. seiner Bestimmung übergeben werden soll, wird durch zweckmäßige Anlagen und musterhafte Einrichtungen allen Ansprüchen der Schule genügen und verspricht zugleich im Inneren und Äußeren eine hervorragende Zierde der Stadt zu werden. Die Stadt hat dafür abgesehen vom Bauplatz ein Baukapital von 350.000 M zur Verfügung gestellt, eine Leistung, die gewiß hohe Anerkennung verdient. Daneben hat sich auch die private Opferwilligkeit in sehr erfreulicher Weise bekundet, indem eine ganze Reihe von Bürgern ihr Interesse am Gedeihen der Anstalt durch namhafte Geschenke für die künstlerische Ausschmückung des Gebäudes tätigten. So haben zwei hervorragende Gönner für die Anfertigung von sechs Gemälden für die Eingangshalle nach den Entwürfen, die einst der verstorbene Prof. Albert Bauer für die Kaiserpfalz in Goslar geschaffen hat und die bei jenem Wettbewerb mit dem ersten Preis ausgezeichnet worden waren, die sämtlichen Kosten übernommen. Ein junger Maler, H. Krahforst in Aachen, der bereits im Auftrage der Stadt Aachen für das dortige Kaiser Karl Gymnasium mehrere Bilder gemalt hat, ist mit der Anfertigung unserer Gemälde beauftragt und wird bis zur Einweihung unseres Gymnasiums wenigstens ein Bild fertigstellen. Ein anderer Gönner unseres Gym. hat den Düsseldorfer Maler Karl Murdfield mit der Anfertigung eines großen Bildes Kaiser Wilhelms II. beauftragt, das ebenfalls rechtzeitig fertig sein wird. Von verschiedenen anderen Bürgern der Stadt wurden mir ferner 4000 M zur Verfügung gestellt, um das Innere des Gebäudes durch die Anschaffung plastischer Bildwerke in Originalgröße nach berühmten Meisterwerken älterer
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