2012•132 - T E X T:
allen dauernd in dankbarem Gedächtnis bleiben.
Schließlich erlaube ich mir auch noch darauf aufmerksam zu machen, daß gerade an kleineren Orten wie Rheine es keine Museen, keine Kunstausstellungen oder hervorragende Kunstwerke gibt, wo es an jeder künstlerischen Anregung für die Jugend fehlt, die höheren Schulen berufen sind, in geeigneter Weise auch die künstlerische Erzeihung der Jugend zu fördern und deshalb ist eine Unterstützung von seiten des Staates zur Förderung des Kunstverständnisses in den empfänglichen Herzen der studierenden Jugend ganz besonders würdig.“ BILD1 mit Bildunterschrift
Den geschickt formulierten Argumenten des Bittstellers verschloss sich das Ministerium in Berlin nicht. Inzwischen hatte Dr. Führer im Auftrage des „Komite zur Sammlung von Geldern zur Stiftung dreier bunter Fenster in der Aula des neuen Gymnasiums“ den Künstler Friedrich Stummel, der in Kevelaer lebte und zu Beginn des 20. Jahrhunderts zahlreiche Kunstwerke vornehmlich für Kirchenräume, zum Beispiel Wandgemälde für die Krypta der St. Antonius-Basilika in Rheine, geschaffen hat, um Entwürfe für die Aulafenster gebeten. Friedrich Stummel kam der Bitte des Auftraggeber aus Rheine unverzüglich nach. Sein Entwurfskarton befindet sich heute im Besitz von Hein Derix, Werkstätten für Glasmalerei, Mosaik und Restaurierungen in Kevelaer. Diese Werkstatt, in der Friedrich Stummel nahezu alle von ihm entworfenen Farbfenser herstellen ließ, hätte auch, wenn Stummels Entwürfe zur Ausführung gelangt wären, die Aulafenster für das Dionysianum in Rheine anfertigen sollen.
Stummels für das Dionysianum gedachter Entwurf stellt im Mittelfenster Karl den Großen dar. Der münstersche Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen (linkes Fenster) und der vornehmlich im Bistum Münster wirkende Schulreformer Domherr Bernhard Overberg (rechtes Fenster) flankieren den Frankenkaiser. Dieses Bildprogramm deckt sich nicht mit den im Schreiben an das Ministerium in Berlin (siehe oben) angeführten Bildmotiven. Wann und aus welchen Gründen die ursprüngliche Konzeption geändert wurde, ist nicht zu ergründen. Jedenfalls geht aus einem unter dem 21. April 1910 datierten Schreiben des Komite-Mitgliedes Overmann an Direktor Dr. Führer hervor, dass „das Komite sich für die Beschaffung der seitens der Firma W.Derix hergestellten Fenster fast einstimmig entschieden hat. ..“ Änderungen der Bildthemen, die u.U. das Gymnasialkuratorium für wünschenswert erachte, könnten diskutiert werden .. „Nur auf einen Punkt glaube ich aufmerksam machen zu müssen, daß das Komite eine andere Firma als die Derix'sche kaum mit einem Auftrage betrauen wird, da nach dieser Seite hin dasselbe sich für gebunden und verpflichtet erachtet.“
Doch im späten Frühjahr 1910 kam eine entscheidend neue Variante ins Gespräch. Der „Minister der geistlichen pp. Angelegenheiten“ führte am 25.Juni 1910 in einem Brief an das königliche Provinzial-Schulkollegium zu Münster u.a. aus: „Nach Anhörung der Landeskunstkommission würde ich geneigt sein, die Entwürfe und Kartons zu den Glasmalereien nach den Vorschlägen des Anstaltsdirektors durch den vor kurzem an die Düsseldorfer Kunstakademie als Lehrer berufenen Professor Ederer auf Staatskosten
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