2019•155 - T E X T:
1. Baugeschichtliche Besonderheit als
eines der wenigen Exemplare typischer
Traufen- bzw. Mauerhäuser aus früheren
Jahrhunderten
2. Stadtentwicklungsbedeutung, weil es
Stadtmusikantenhaus (17. Jhdt.), Wohnsitz
des Weihbischof D’Alhaus (18. Jhdt.)
und danach durchweg im Besitz der Familie
Brüning gewesen ist (18. - 21. Jhdt.),
die urkundlich seit über 200 Jahren dort
als Kleinbürger mit Viehwirtschaft, als
Metzger und als Handwerker gelebt hat.
3. Deutschlandweit, wenn nicht sogar
international einzig erhaltene Ziegen-/
Schaftreppe (gebaut in Form einer Ziegelsteinrampe)
im Haus, über die das
Vieh der Kleinbürger nach dem Weiden
tagsüber vor den Toren der Stadt am
Abend durch die Haustür und die Wohnräume
geradewegs zu der tiefer gelegen
Böschung am Stadtgraben bzw. in
die Stallungen getrieben wurde, um es
nachts vor Diebstahl und wilden Tieren
zu schützen.
4. Anschauliches Beispiel für das Wohnen
einer Kleinstadtbevölkerung wie vor
mehr als 100 Jahren, denn quasi in diesem
Zustand befindet sich das Haus.
Geschichte und Existenz von Mauerhäusern
in Rheine
Rheines historische Blütezeit war das 15.
und 16. Jahrhundert. Die um 1520 erreichte
Ausdehnung und Einwohnerzahl
– unterbrochen nur durch die Notzeiten
des 30-jährigen Krieges - blieb bis 1835
konstant (2.499 Einwohner)1. Besonders
im Bereich der alten Stadtmauer und da
besonders in der Nähe des Münstertors
gab es zahlreiche Mauerhäuser. Das aktu-
1 Stadt Rheine (1956), S. 106f
ell in Rede stehende Haus Münstermauer
27 ist wohl nach dem 7-jährigen Krieg
erbaut worden, als es nach Auflassung
der Stadtmauer und des inneren Grabens
über der alten Stadtmauer wegen
der geringen Bautiefe als Traufenhaus
errichtet worden ist,, typisch für fast alle
mauerseitigen Häuser von Münster- und
Thiemauer, Butterstraße und Katthagen
und z.T. Kirchplatz in dieser Zeit. Der
Straßenname Münstermauer erinnert lt.
Franz Kolck an die alte Festung bzw. dessen
Münstertor, welches in Wegrichtung
der zugehörigen Bischofsstadt Münster
gelegen war.2
Der frühere Oberkonservator des Landschaftsverbandes
Westfalen-Lippe Dr.
Fred Kaspar nennt nach seinen bereits
früh in 1978 begonnenen und bis heute
fortgeführten Recherchen3 folgende
Rheinenser Mauerhäuser, deren Ursprünge
er wie folgt terminiert:
Münstermauer 25
(- 1 550). Zweigeschossiges Traufenhaus
von 6 Gebinden, Vorkragung des
OG ehemals wohl über lang gezogenen
Knaggen.
Münstermauer 27
(- 1550). Abgebrochen. Zweigeschossiges
Traufenhaus von fünf Gebinden.
Vorkragung des OG über lang gezogenen
Knaggen. Stockwerkbau, Dachbalken.
Münstermauer 33
( 1 500 - 1 550). Abgebrochen. Zweigeschossiges
Traufenhaus von jetzt fünf
2 Kolck Franz (1963), S, 112, 131, 158
3 Kaspar Fred (1986), S. 184
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