2018•183 - T E X T:
Volkswirtschaften und letztlich die Gesellschaft.
Man muss kein Prophet sein,
um sagen zu können: Was sich so weit
in die wirtschaftlichen Zusammenhänge
einprägt, das hat selbstverständlich
auch Folgen für die Arbeitsplätze, Arbeitsbeziehungen
und Arbeitsorganisation.
Ich möchte noch einen Schritt weitergehen.
Ich glaube, unsere Vorstellung von
Wirtschaften wird sich erheblichändern:
Hat es noch Sinn zwischen Produktion
und Dienstleistung zu unterscheiden?
Sind in Zeiten sogenannter individualisierter
Massenproduktion, in Zeiten des
3D-Drucks oder der Systemlösungen
nicht vielmehr viele Bereiche der Wirtschaft
hybrid? Sind nicht auch längst
die Nutzer Teil der Produktion, eines
Produktes und einer Dienstleistung?
Ich nenne ein Beispiel: Eine Smart-
Watch ist eine Uhr, mehr nicht! Es
sei denn, man spielt Apps auf. Und je
nachdem, welche Apps Sie oder ich
aufspielen, wird aus der cleveren Uhr
ein Instrument gegen Vergesslichkeit
(Einkaufslisten-App), zum Sporttreiben
(FitnessApps), zur Kommunikation
(ProduktivitätsApps).
Erst, wenn wir entscheiden, was wir
mit der Smart-Watch wollen, zeigt sich,
was sie kann – und das ist für jede und
jeden etwas anderes, aber immer Produkt
und Dienstleistung in einer Uhr.
Die Technik, die das kann, durchzieht
längst alle Bereiche unseres Lebens.
Und sie steckt in viel mehr als nur in
Uhren.
Man könnte sagen, dass manch ein moderner
Fernseher mehr Außenkontakte
hat als ein durchschnittliches Familienmitglied.
Für Produktionsmaschinen in
der Fertigung gilt dies umso mehr. Viele
Produkte brauchen hochwertige, professionell
und effizient erstellte Dienstleistungen,
denn die Dienste erweitern
den „Aktionsradius“ von Maschinen –
so wie die Apps den Aktionsradius der
Uhr. Ohne Dienstleistung geht meistens
nichts mehr – auch in der Produktion.
Deshalb spricht man davon, Unternehmen
würden sich vom Produktanbieter
zum Lösungsanbieter wandeln.
Wenn ich das so sage, gelange ich zu
einem wichtigen Punkt:
Überall dort, wo Dienstleistungen drinstecken,
sind auch Beziehungen von
Menschen zu Menschen enthalten.
Dienstleistungen gehen nicht ohne
Menschen – und zwar auf der Anbieterseite
(Dienstleister) wie auf der Kundenseite
(Nutzer). Und beide werden
ihre Befähigungen, ihre Kompetenzen
in den Prozess einbringen. Dies funktioniert
jedoch nur, wenn beide Seiten
in Kontakt zueinander treten und sich
auf Augenhöhe austauschen. Die Kommunikation
zwischen allen Beteiligten
wird immer wichtiger. Immer weniger
wird dabei die eine Seite nur Absender
und die andere Seite nur Empfänger
|
|