2018•186 - T E X T:
bei den Lehrern an den Schule. Es
geht weiter zur Ausbildung in den Betrieben
und zu den Lehrangeboten an
den Hochschulen. Und es ist auch eine
zentrale Frage für die berufliche Weiterbildungsbranche.
These 5: Es stellen sich nicht nur Fragen
nach der Qualifikation, sondern
auch solche nach der Selbstbestimmung
und Eigenverantwortung der Beschäftigten.
Meine Damen und Herren, ich möchte
hier an Gedanken anschließen, die
ich weiter oben ausgeführt habe: Die
zunehmende Unterstützung durch digitale
Anwendungen und Systeme
verändert den Charakter dieser Arbeit.
Und wo Produktion und Dienstleistung
verschmelzen, betrifft Innovation immer
auch die soziale Interaktion, das
menschliche Miteinander.
Viele Spielräume werden für Menschen
eingeschränkt, wenn eine Abstimmung
von Arbeitsabläufen zunächst zwischen
Maschinen erfolgt. Man kann also fragen:
Wo ist der Platz für die typisch
menschlichen Stärken und die sozialen
Beziehungen?
Was ich meine, zeigt sich besonders gut
dort, wo Menschen traditionell mit Menschen
arbeiten – und hier noch einmal
dann besonders stark, wo die Kunden
Patienten sind. Diese Arbeit ist immer
Interaktion, ist wechselseitige Kooperation,
ist Emotion auf beiden Seiten.
Natürlich können Computer zeitoptimierte
Pläne für Patientenbesuche
errechnen. Aber können sie auch die
menschlichen Bedürfnisse der Patienten
erfassen? Nein! Und sie können es
schon gar nicht, wenn das Gegenüber
selbst manchmal nicht weiß, welches
Bedürfnis es am kommenden Tag hat.
In einem Artikel habe ich vor kurzem
gelesen, Maschinen seien in diesen
Punkten „Dumm wie ein Sieb“. Sie
könnten Schach spielen und Gesichter
erkennen, hätten aber keinen Funken
Verstand und schon gar kein Mit- oder
Fingerspitzengefühl. Wenn ich also von
Eigenständigkeit und Selbstverantwortung
spreche, dann tue ich das nicht
aus einer Position der Gönnerschaft
heraus – Arme Beschäftigte, nur nicht
zu viel einschränken. Ich meine genau
das Gegenteil: Arme Maschinen, sie
sind in ihren Möglichkeiten stark eingeschränkt.
Denn noch lange Zeit werden
die Maschinen Spezialisten für Teilaufgaben
sein. Den Überblick und den
sozialen Blick werden sie, wenn überhaupt,
erst ganz spät besitzen.
Es ist deshalb wichtig, dass wir eine
Arbeitsorganisation gestalten, die weiß,
wo Eigenverantwortung und Selbstbestimmung
zum Nutzen der einzelnen
Beschäftigten, der Kunden und der Unternehmen
unerlässlich sind. Die Betriebe
und die Beschäftigten müssen
unterstützt werden, jeweils passgenaue
Lösungen und Angebote zu finden. Genau
darin liegt unsere gemeinsame,
zentrale politische Gestaltungsaufgabe.
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