2016•189 - T E X T:
alles neu und spannend, von euphorischen
Gefühlen geprägt. Wir, meine Mitfreiwillige
Lea und ich, waren voller frischer
Energie, wollten arbeiten, waren mehr
als bereit endlich anzufangen. Jedoch
hat die Schule für die neu ankommenden
Freiwilligen eine drei monatige Beobachtungsphase
vorgesehen, genauso arbeitsintensiv
wie es sich anhört. Diese Zeit
ist nämlich Übergangsphase der Soltun
Freiwilligen, unsere ersten drei Monate
waren die letzten drei unserer Vorgänger.
Alle Verantwortung, alle Aufgaben und
Bitten gingen also erstmal an uns vorbei,
das war schon etwas ernüchternd. Da das
Personal auch ziemlich mit dem zu Ende
gehenden Schuljahr beschäftigt war und
für sie die jährliche Ankunft neuer Freiwilliger
lange nichts Neues mehr ist,
kamen Lea und ich uns zu Beginn öfters
mal fehl am Platz und einfach nutzlos
vor. Werden wir hier wirklich gebraucht?
Was mache ich eigentlich hier? Solche
Fragen kamen uns in den Sinn. Wir haben
irgendwie in der Luft gehangen und
obwohl wir doch eigentlich angekommen
waren, hat es sich nicht ganz danach angefühlt.
Mittlerweile sind wir ziemlich
stark in die Arbeit eingebunden und haben
definitiv genug zu tun, aber die Anfangszeit
war nicht ganz einfach.
Die Schule ist landschaftlich sehr schön,
allerdings auch sehr ruhig gelegen. Soltun
ist eine Internatsschule für Jugendliche,
meist zwischen 17 und 22 Jahren alt, mit
und ohne Behinderung, für Schüler aus
aller Welt. Die Folkehøgskolen sind für
viele norwegische Jugendliche eine Option
nach dem Schulabschluss, die noch
nicht wissen, was danach kommen soll.
Aber auch für spezielle Interessen sind
sie eine gute Möglichkeit: man bewirbt
sich nämlich auf einen bestimmten Kurs,
an dem man teilnehmen möchte. Auf Soltun
gibt es dieses Jahr die Kurse „Backpack
Surprise“ (Reise Klasse), „Arctic Extrem
Sport“, „Norwegische Sprache und
Kultur“(Flüchtlingsklasse) und „På egne
bein“(um mehr Eigenständigkeit zu erlernen,
für Schüler mit Behinderung). Zusammengefasst
profiliert sich die Schule
als internationale und integrative Schule
für Frieden.
In diesem Zusammenhang nimmt Soltun
des Öfteren auch Flüchtlinge auf, dieses
Jahr zum ersten Mal in einer eigenen
Klasse. Sie besteht aus 10 Jungs aus Syrien,
Eritrea, Somalia und Afghanistan.
Sie sind alle minderjährig und sollen sich
zukünftig in der Skånland Kommune, in
welcher Soltun liegt, niederlassen. Ziel
ist es, ihnen den Start im neuen Land zu
erleichtern, indem sie Norwegisch Unterricht
bekommen und mit gleichaltrigen
Norwegern zusammen leben, um auch
die neue Kultur besser kennen zu lernen.
Da die ausländischen Jungs sprachlich relativ
unsicher sind und die norwegischen
Schüler nicht wissen, wie sie auf sie zugehen
sollen, ist das integrative Miteinander
auch hier mehr als ausbaufähig.
Wann Integration meist bestens funktioniert,
ist beim Sport. Es macht super viel
Spaß, vor allem die Flüchtlinge haben
unheimlich Energie und sind immer total
dabei.
Der Sportkurs ist ein Wahlfach, das ich
nachmittags anbiete. Lea bietet einen
Kunstkurs an und zusammen haben wir
einen Deutschkurs. Die Wahlfächer sind
ein Freizeit Angebot für alle Schüler. Unsere
Hauptaufgabe ist es, als „Fredsarbeider“
(Friedensarbeiter), wie wir hier
genannt werden, als Stütze im Unterricht
und der Freizeit für die Schüler mit
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