2019•189 - T E X T:
Ob es um die Textilstadt Rheine, deren
Familiendynastien, die Stadt- und Baupolitik
geht, Dyckhoffs Fundus an Fakten
und Dönekes ist unerschöpflich. Ein neues
Stichwort und schon geht’s von den Erfahrungen
des Absolventen des ersten Abiturjahrgangs
nach dem Krieg 1949 („Das
Dionysianum musste erst wieder aufgebaut
werden, der Dachstuhl war ausgebrannt,
weil Fremdarbeiter dort oben ein
Feuerchen gemacht hatten“) nahtlos über
zur Technik des möglichst geschickten
Fliegenfangens („Wenn eine am Fenster
saß, habe sich sie mir geschnappt und in
ein Glasröhrchen gesteckt, das ich immer
bei mir hatte, um damit meine Eidechsen
zu füttern. Manche haben gedacht, der
Dyckhoff hat sie nicht alle, der zuckt so
komisch“). Und immer wieder kommt die
Rede auf die vielen, vielen Reiseerlebnisse,
die sich im Laufe der 90 Jahre in seinem
Kopf und in seinem Herzen angesammelt
haben. Langweilig wird es beim Zuhören
nie. Im Gegenteil. Am Ende gibt’s meistens
eine Pointe mitsamt seinem signifikanten,
aufmunternden Lachen.
Auf 32 Reisen ins außereuropäische Ausland
lag sein Schwerpunkt stets auf der
Tierbeobachtung, aber auch für Kultur
und Sehenswürdigkeiten hatte Klaus Dyckhoff
immer Auge und Ohr. Auf eigene
Faust hat er sich eher selten in die Welt
hinausgewagt, sich stattdessen auf allen
fünf Kontinenten jeweils fach- und sachkundigen
Führern und Rangern, und später
vor allem seinem aus Nepal stammenden
Schwiegersohn anvertraut.
Typische Frage an einen Vielgereisten:
Gibt es ein Highlight, ein besonders erwähnenswertes
Erlebnis? 316 Vogelarten hat
er während einer Nepal-Reise registrieren
können („Mindestens zwei Reiseteilnehmer
mussten die Vogelart identifiziert haben,
damit es zählt“), 9600 gibt es auf der
ganzen Welt, 550 in Europa. „Sehr beeindruckt“
hat ihn die Antarktis. „Drei Wochen
Eisberge in allen Farben und Schattierungen,
Heerscharen seltener Wasservögel,
sieben verschiedene Pinguinarten (es gibt
18) in fast märchenhaften Eislandschaften
– da hält man unwillkürlich den Atem
an und genießt in vollen Zügen.“ Aber auch
die Begegnungen mit den Berg-Gorillas in
Uganda sind ihm sehr lebhaft in Erinnerung
geblieben. In freier Natur nur zehn
Meter entfernt vor einem 210 Kilo schweren
Gorilla zu stehen, „da spürt man diese
beeindruckende Tierpersönlichkeit ganz
unmittelbar“, sagt Klaus Dyckhoff.
Wenn er 20 Jahre jünger wäre, würde ihn
das Pantanal (eines der größten Binnenland-
Feuchtgebiete der Erde, Brasilien)
als nächstes Reiseziel reizen, sagt er auf
Nachfrage. Zwar hält er sich durch regelmäßiges
Krafttraining und Physiotherapie
fit, doch sich in hohem Alter auf einen Trip
in den Urwald mit mehrstündigen Flussfahrten
im Einbaum zu begeben, wäre
dann doch ein zu großes Risiko.
Vor zehn Jahren verstarb seine Frau Gaby,
mit der er 49 Jahre verheiratet war. „Sie
musste oft auf mich warten, wenn ich mich
mal wieder im Zoo oder sonst irgendwo
verquatscht hatte“, erinnert er sich bis
heute liebevoll. Seinen 90. Geburtstag feiert
Klaus Dyckhoff zusammen mit seiner
Tochter, deren Mann Krishna und den beiden
Enkelinnen. Von ihnen fühlt er sich
bestens umsorgt, und im Familien-Domizil
in der Grosfeldstraße herrscht spürbar
wohlwollendes Miteinander. Auch
Verwandte, Freunde und Weggefährten
werden gratulieren. Die Münsterländische
Volkszeitung schließt sich den besten
Glückwünschen an.
Klaus Dyckhoff ist Abiturient des Jahrgangs
1949.
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