2016•190 - T E X T:
Behinderung und speziellen Bedarf da zu
sein. Dieses Jahr ist diese Klasse recht
überschaubar, dennoch gibt es genug für
uns zu tun. Lea und ich wechseln uns zur
normalen Unterrichtszeit mit den Tagen
ab, die wir im Unterricht dabei sind. Es
gibt aber auch Gemeinschaftsunterricht,
der alle Klassen betrifft und bei dem wir
auch meist beide dabei sind. Abgesehen
vom Unterricht und den Wahlfächern
gibt es auch noch den wöchentlichen Kafékveld,
der Donnerstagabend, welcher
von Lea und mir frei gestaltet werden
kann und ebenfalls ein Angebot für die
Schüler darstellen soll. Einige Kafékvelds
von uns waren beispielsweise Lagerfeuer
und Stockbrot, Karaoke, Werwolf spielen,
Pfefferkuchenhäuser bauen, Kürbisse
schnitzen zu Halloween oder ein Wellnessabend
mit Massage vorm Kamin.
Einmal wöchentlich haben wir Weckdienst
für die Schüler unserer Klasse,
jeden Tag ist Zähneputzen mit einem
unserer Schüler dran. Die Schüler mit
besonderem Hilfsbedarf kommen dieses
Jahr in Sachen körperliche Hygiene
gut alleine klar, das kann aber von Jahr
zu Jahr variieren. Wir sind auch oft Ansprechpartner
wenn es Stress oder Konflikte
mit „unseren“ Schülern gibt, fast
regelmäßig bringen wir einen Jungen mit
Down Syndrom zu Bett.
Ein typischer Arbeitstag wäre bei uns gegen
halb acht, acht aufstehen, je nachdem
ob man wecken muss oder nicht. Von 9
Uhr bis 14 Uhr ist dann Unterrichtszeit,
mit Lunchpause von 11 bis 12. Kurz Pause
machen in der Wohnung, die nur ein paar
Schritte vom Schulgebäude entfernt ist
und zum Middag, der warmen Mahlzeit,
um halb vier wieder rüber in die Schule.
An drei Tagen ist der Schulkiosk geöffnet,
für den die Fredsarbeider verantwortlich
sind, dazu dann wieder von 17 Uhr bis
17:30 rüber in die Schule. Unsere Wahlfächer
sind um 18 und 20:30 Uhr. Um 22
Uhr geht es dann Zähneputzen und eventuell
Schüler ins Bett bringen.
Dieser Tagesablauf führt dazu, dass man
mit den Gedanken meist durchgängig bei
der Schule/Arbeit ist und sich nur sehr
schwer davon entfernen kann. Komplett
abzuschalten ist gar nicht so einfach,
wenn man auf dem Schulgelände wohnt
und eine stets abrufbare Arbeitskraft ist.
Da unser Arbeitsalltag meist anstrengend
genug ist und man einige Menschen
um sich herum hat, habe ich zum Ausgleich
eine ruhige Freizeit – passend, in
Evenskjer. Die erste Hälfte meiner Zeit
hier war ich vorwiegend draußen und
bin gerne am Fjord spazieren oder joggen
gegangen. Inzwischen sind die hellen
Stunden auf vormittags beschränkt,
daher machen Lea und ich es uns oft
zusammen in der Wohnung gemütlich
oder werden kreativ. Nicht wegzudenken
wären unsere Fahrten nach Harstad, die
nächstgrößere Stadt, ca. eine dreiviertel
Stunde entfernt. Harstad ist zwar immer
noch kleiner als meine Heimatstadt
Rheine, aber Kino, Cafés und zwei, drei
Geschäfte zum Shoppen gibt es auch hier.
Und es tut einfach gut, ab und an rauszukommen!
Wie bereits angeschnitten, ist unsere Zeit
im Projekt in mehrere Phasen unterteilt.
Die ersten drei Monate war für uns die
Beobachtungsphase bei welcher noch
unsere Vorgänger hier waren. Danach
kamen die Sommerferien, ebenfalls drei
Monate lang, für uns die Phase in der wir
selbstständig arbeiten sollten (das hieß
Unkraut jäten, aufräumen, putzen, selber
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