2012•041 - T E X T:
[war] von seinem Fach wie auch von seinen Schülern“. Er erinnert sich an ihn als einen „heiligen Narren der Mathematik“, beseelt von dem Wunsch, „ ,... den ‚Stoff’ mit uns zu teilen, der seinen Geist so fesselte und von dem er sich nicht vorzustellen vermochte, dass er uns zuwider oder auch nur fremd sein könnte“. Und über alle drei sagt er, dass sie „...von einer ansteckenden Leidenschaft beseelt waren, ihr Fach zu vermitteln“, „in der Weitergabe ihres Stoffes Künstler waren“, so dass „jede Unterrichtsstunde zu einem Ereignis [wurde]: „Es war, als erweckte Mlle Gi die Geschichte zum Leben, als entdeckte Monsieur Bal von Neuem die Mathematik, als spreche Sokrates durch den Mund von Monsieur S.“
Ob Monsieur Bal „ein großer Mathematiker“, Mlle Gi „eine grandiose Historikerin“ und Monsieur S. „ein unvergleichlicher Philosoph“ waren, vermag der Autor aus der Rückschau nicht zu entscheiden. Er vermutet es, letztendlich und verständlicherweise ist es für ihn jedoch nicht entscheidend. Entscheidend, liebe Abiturientinnen und Abiturienten, ist nämlich für all jene, die den Lehrerberuf anstreben, dass sie sich nicht nur für ein Fach begeistern, sondern über die Vermittlung dieses Faches junge Menschen erreichen wollen, um ihnen bei der Entwicklung und Entfaltung ihrer Persönlichkeit, bei der geistigen Aneignung von Welt. beim Erwachsenwerden zu helfen. Wenn Euch nur die Mathematik fasziniert, die Arbeit mit Schülerinnen und Schülern jedoch überhaupt nicht interessiert, solltet Ihr besser, um nur ein Beispiel zu nennen, Versicherungsmathematiker werden, und die an Geschichte und Philosophie Interessierten mögen in der Forschung, in den Archiven oder in den Redaktionen einer Zeitung oder anderer Medien ihr Glück finden. Wenn Ihr jedoch diesen doppelten Antrieb, die Liebe zu einer Wissenschaft, die sich auch in einem Schulfach widerspiegelt, mit der Begeisterung für die Bildung und Erziehung junger Menschen verbindet, dann solltet Ihr noch einmal ganz ernsthaft darüber nachdenken, ob der Lehrerberuf für Euch in Frage kommen könnte. Soviel Werbung für den eigenen Berufsstand sei mir in meiner letzten Abiturrede schon gestattet!
Nun gebe ich gerne zu, dass eine solche Entscheidung heute schwerer ist als zu jener Zeit vor ca. 45 Jahren, als ich mit meinem Studium begann. Dies ist, wie ich ja bereits angedeutet habe, insbesondere darauf zurückzuführen, dass die allgemein-pädagogischen Anforderungen immer komplexer geworden sind und sich stets neu die Frage aufdrängt, ob man eben „dafür“ aufgrund der eigenen Talente und durch die Ausbildung angemessen vorbereitet ist. Auch unsere Schulform, das Gymnasium, war nie und ist erst recht heute kein Ort, an dem in allen Jahrgangsstufen nur bildungshungrige, hoch motivierte und obendrein von vornherein teamfähige junge Menschen zusammentreffen. Da mag man schon zweifeln, ob die eigene Motivation für ein ganzes Berufsleben reicht. Natürlich mögen die heute aus guten Gründen obligatorisch gewordenen Praktika zur Einsicht verhelfen und Restzweifel beseitigen. Doch mag man bei einem Praktikum nicht auch aufgrund von mancherlei Zufällen Opfer der eigenen Illusionen werden?
Ich empfehle daher allen, die erwägen, den Lehrerberuf zu ergreifen, sich auf
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