2013•049 - T E X T:
Selbst Schulzeitverkürzung G8 und Ganztagsschule
mit all ihren Chancen und Problemen
waren noch „weit weg“.
Jedoch erreichte uns das Licht eines
Sterns aus dem Bleistiftnebel, der vor
11.000 Jahren als Supernova explodiert
war usf.
Diese Momentaufnahmen können beliebig
erweitert werden, doch gewinnen
diese Dinge bestenfalls erst im Rückblick
Bedeutung, d.h. man erkennt erst nachträglich,
wie sich durch das allmähliche
Entstehen Sozialer Netzwerke unser Verständnis
von Privatheit und Freundschaft
zu verändern begann.
Damals war anderes wichtig, worauf
freute man sich und zählte die Tage?
Ein Wort nur: Ferien!
Ihre Gymnasialschulzeit bestand nämlich
nicht nur aus 360 Wochen Dio; Sie haben
auch fast 110 Ferienwochen gehabt, die
Sie mit Ihren Familien und Freunden verleben
konnten.
Und dies ist das Schöne an Schulferien:
alle Freunde haben auch frei, alle haben
ein ausgeruhtes, entspanntes Lebensgefühl.
Sie mussten sich um nichts kümmern,
da einfach klar war, dass der erste
Schultag kommt, d.h. man wusste, wo
man z.B. in sechs Wochen sein würde,
also 7:45 im Klassenraum, zusammen
mit allen liebgewonnen Mitschülerinnen
und Mitschülern.
Dieses freie und zugleich fremdbestimmte,
aber beruhigende Lebensgefühl werden
Sie so nicht mehr erleben: Nun müssen
Sie ihren eigenen Weg gehen, frei und
selbstverantwortlich.
Vielleicht nicht morgen, doch schon bald
werden Sie nach Ihrem Kühlschrank
schauen müssen, für frische Wäsche sorgen,
waschen, bügeln, kochen und erste
WG-Streitigkeiten ausfechten.
Auch müssen Sie sich an den Universitäten
häufig selbst den Seminar- und Vorlesungsplan
erstellen, Veranstaltungen
online in dem kurzen Zeitraum buchen,
bevor sie voll sind, und dem Jahr durch
Semesterpläne und Praktika Struktur geben.
Nichts von dem haben Sie in der Schule
gelernt, doch ich bin sicher, Sie werden es
schaffen.
Sie haben nämlich gelernt, sich Dinge
anzueignen, Sie haben Sozialkompetenz,
Teamfähigkeiten (die vielleicht schon
bald in der ersten gemeinsamen Wohnung
erprobt werden) und können darauf
vertrauen, dass Sie „Biss haben“.
Ohne „Biss“ hätten Sie es nicht geschafft,
13 Jahre auf ein Ziel hinzuarbeiten, die
Qualifikationsphase zu überleben und
„heiter“ das Abitur zu bestehen.
Dies ist das wahrscheinlich letzte Mal,
dass Sie mit so vielen Kolleginnen und
Kollegen das Gleiche zu feiern haben und
alle dabei gleichermaßen im Mittelpunkt
stehen - genießen Sie den Tag, fühlen Sie
den Moment, denn dieser beendet einen
Lebensabschnitt: Schon nächste Woche
werden die ersten Rheine verlassen, ins
Ausland gehen, sich Wohnung oder Zimmer
in einer neuen Stadt, und dann neue
Freunde oder Freundinnen suchen müssen.
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