2019•052 - T E X T:
Eine Skizze aus dem Jahre 1997 vermittelt
den Grundgedanken der Fügung der
neuen Baukörper im Bestand. Kleihues
schafft eine Typologie, die die bestehenden
Gebäude mit den Neubauten zu einem
Ensemble vereinen. Es entstehen Außenräume
und Innenhöfe, Abgrenzungen und
Öffnungen, Vorderseiten und Rückseiten.
Die Typologie eines Klosters, einer Stadt,
eines Stadtteils. Im Schwerpunkt der
Anlage das Forum, eine zeitgenössische
Interpretation der Qualitäten des Frankebaus,
rational und mit einer subtilen
Poesie. Das Raster, eine typisches Entwurfsprinzip
von Kleihues, wird in jedem
Bauteil sichtbar und verliert sich im Detail
bis hin zum Schraubenbild der schwarzen
Aluminiumtüren, ein Bezug zum Hauptportal
des Altbaus?
Kleihues rationalisiert die Fassaden auf
zwei Materialien, Putz in den Obergeschossen
und Anröchter Sandstein als
Sockel im Erdgeschoss, erdgebunden wie
bei Josef Franke. Hier nicht burgenhaft romantisierend
formuliert, sondern rational
sortiert, als sichtbar geschichtete Materialität.
Kein Bezug zur Antike, eher ein Zitat
der klassischen Moderne des 20sten Jahrhundert
eines Adolf Loos. Die Glasfassade
über schiffsförmigen Brückenpfeilern,
auf den Strom der eintretenden Schüler
ausgerichtet, eine formale und emotionale
Übernahme der Kaufhausfassaden
eines Erich Mendelsohn. Eine Schule der
Neuzeit, der Moderne verpflichtet und
doch auch klosterhaft die Erschließungsflure
entlang der Petrikirche, im fußläufigen
Erdgeschoss leicht unter der Geländeoberfläche,
da hat sich die Demut der
zu hohen Fensterbrüstungen leise aus den
Vorgaben des Ortes in die Wirklichkeit
eingeschlichen. Alle Bauteile aus allen Zeiten
sind vereint und jeder Rückbau, jede
Infragestellung eines Gebäudeteils, auch
die der Petrikirche, würde die Kunst des
Fügens eines Josef Paul Kleihues zerstören.
Das Angebot an den Benutzer
All das führt zu der Erkenntnis, dass das
Selbstlernzentrum als kleinstes Element
im Ganzen nur ein Versuch einer gegenwärtigen
Fortführung des Bestandes,
des Bindegliedes zwischen den Raumfolgen
der Bibliothek über dem Forum und
dem abschließenden Treppenhaus des
Altbaus, sein kann. Die notwendigen Ausbauten
im Schieferdach, die das nutzbare
Volumen im Walmdach erzeugen, werden
farblich im Schiefer verschwinden und
mit vertikalen lichtgrauen Lamellen additiv
über Abstraktion jeden strukturellen
Bezug zur Umgebung vermeiden, aber optisch
notwendiges Volumen erzeugen, die
das Bauteil mit genau gesetzten Höhen
und genauen Bezügen zu den Strukturen
der unteren Fassaden aus der gedrungenen
Position erhebt. Die durch Kleihues
begonnene Vereinigung der Schule wird
nun auch an dieser Position vollendet. Die
Petrikirche, das Kleinod in der gesamten
Anlage, wird in ihrer künstlerischen Wertigkeit
von der Schule umfasst.
Innenräumlich führen wir die Materialentscheidungen
aus dem Kleihuesgebäude
fort, anthrazitfarbiger Terrazzo für die
Stufenanlagen, Kirschholzparkett für den
Boden und weißer mineralischer Anstrich
für die Wände und für die inneren Dachflächen
des Walmdaches. Ein neues sichtbares
Stahltragwerk in lichtem Grau bildet
keinen Kontrast zur raumbegrenzenden
Hüllfläche, sondern erklärt nur über
leichte Kontraste die logische Schichtung
der Konstruktionsebenen. Im flüchtigen
Blick werden alle aufgehenden Elemente
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