2014•054 - T E X T:
F: Und du glaubst, dass man einen Lehrer
die Verantwortung überlassen kann, dass
er nach bestem Wissen und Gewissen
seine Schüler objektiv informiert?
P: Pappelapapp: Diese Unterstellungen
sind grausam, abscheulich, scheußlich.
Aber uns fehlt ja schon wieder die Zeit.
F: Die Zeit ist wirklich knapp bemessen.
Die Zeit wäre vor allem reif für etwas
Neues. Ein Denkmal müsste man schaffen,
dann hätte man wieder etwas, um
mal drüber nachzudenken.
P: Aber das hieße ja, dass wir ja wieder
eigenverantwortlich arbeiten müssten.
Ein Konzept, dass bestimmt nicht ohne
Grund EVA genannt wurde. Zu vergleichen
mit der biblischen Eva, die von der
bösen Schlange hinters Licht geführt
wurde um dann im Anschluss ihren einzigen
Artgenossen ebenfalls hinters Licht
zu führen. Das einzig Falsche zu tun,
was man im Paradies überhaupt falsch
machen konnte, das war Eva. Und 2000
Jahre später nennen wir das „Eigenverantwortliches
Arbeiten“? Da kann doch
irgendwas nicht stimmen.
F: Da wird doch wirklich ersichtlich, weshalb
sich das eigenverantwortliche Arbeiten
so gelohnt hat, oder?
Nach diesem Abend werden wir alle auf
einen Bildungsmarkt geschmissen. Ja,
man soll ja Ecken und Kanten zeigen?
Nicht wahr, Herr Brüning? 1Ecken und
Kanten zeigen für den Erfolg? Damit ihr
Nachbar daran entlang ratscht?
P: Diese Form des Wettbewerbs untergräbt
doch all‘ die Hoffnungen unserer
Gesellschaft nach Geselligkeit und
Menschlichkeit. Die Struktur des Wettbewerbs
macht uns verrückt. Unsere Ideen
verkommen und unser Erfindungsreichtum
verschwindet in dem immanenten
Sog dieser Struktur.
Dabei erwachsen unsere Ideen nicht aus
dem Bewusstsein, eine Struktur als vollendete
Tatsache anerkannt zu haben.
Unsere Kreativität ist ein Spiegel unserer
Selbst, unserer Motivation, unseres Charakters,
welcher auf der Suche nach dem
Sinn des Lebens die prominente Rolle als
Wegweiser besetzt.
F: Aber: Ob egoistisch oder altruistisch,
nicht das Angelernte - diese hunderttausenden
Details, die man vielleicht schon
wieder vergessen hat -, sondern das angeeignete,
das sich zu Eigen gemachte
Wissen, hält unsere Wissbegierde zu
jeder Zeit aufrecht. Diese Erfahrungen
ermutigen zu uns zu pro und kontra, diesem
Wissen errichten wir ein eigenes
gedankliches Konstrukt, weil wir wissen,
dass Strukturen nur demjenigen dienen,
der sie selbst geschaffen hat. Nur ihr
Schöpfer kennt alle ihre Inhalte, alle ihre
Tricks, alle ihre Kniffe.
Unsere Ideen sind Ausdruck unseres freien
Willens und dienen nicht den kapitalistischen
Gelüsten in der Wettbewerbsgesellschaft.
Der Wettbewerb ist nicht allgegenwärtig,
ein Sieger ist nicht immer glücklich.
1(Anmerkung: Angelehnt an die vorangegangene Rede des damaligen Schülersprechers)
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