2012•062 - T E X T:
Grußwort des Vorsitzenden des Fördervereins Manfred Richter
Sehr geehrter Herr Huesmann,
sehr geehrte Frau Huesmann,
meine sehr geehrten Damen und Herren,
als ich auf der Rednerliste sah, wer und wie viele Redner heute bereits vor mir an die Reihe kamen, war mein erster Gedanke: „Oha!“ oder um es frei nach Goethes Faust zu sagen, ich befürchtete, „der Worte seien genug gewechselt“. Ursprünglich plante ich daher, mich hier an das Rednerpult zu stellen, einmal huldvoll in Ihre Richtung, Herr Huesmann, zu winken, und mit den Worten:„Vielen Dank für alles!“ wieder im Publikum zu verschwinden.
Beim Dank will ich es auch so halten. Meine Vorredner haben dazu vieles gesagt und die wichtigen Aspekte auf den Punkt gebracht. Ich schließe mich ihnen in vollem Umfang an.
Aber einen Gedanken erlauben Sie mir doch, weil er, wie ich glaube, Ihr Wirken an dieser Schule und für diese Schule charakterisiert wie kein anderer.
Wir leben in sich rasant und umgreifend ändernden Zeiten. Dies gilt insbesondere auch für die Erziehung und die Schule. Letzte Woche las ich in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung einen Aufsatz eines Kollegen von Ihnen aus Marburg, der konstatierte, dass Schüler heute immer weniger in der Lage seien, 45 Minuten konzentriert dem Unterricht zu folgen, dafür aber immer ungenierter im Unterricht essen und trinken oder mit dem Handy spielen. Der Kollege beklagte, dass die ethisch-moralische Erziehung im Elternhaus von Schwindsucht befallen und der gesamt-gesellschaftliche Ethik-Pegel gesunken sei.
Gründe hierfür mag es viele geben, allem voran die zunehmende Individualisierung in unserer Gesellschaft. Die Schule gewinnt daneben eine größere Bedeutung. Die Erwartungen an die Schule wachsen in dem Maße, in dem die klassischen Wertevermittler wie Familie oder Kirche an Bedeutung verlieren. Dies äußert sich schon darin, dass die Verbleibzeiten der Schüler in der Schule immer länger werden. Neben dem Vermitteln von Wissen stehen längst andere Aufgaben auf der Agenda der modernen Schule.
Dies geschieht zusammen mit einer regelmäßig sich ändernden Schulpolitik. Jede Landtagswahl führt zu Reformen und Neuerungen. G8, Übermittagbetreuung, Nachmittagsunterricht, gebundener oder offener Ganztag sind nur Schlagworte für diese Entwicklung. Ich habe den Eindruck, dass der geistige Überbau, die Idee, wie wir uns Schule vorstellen, dabei fehlt.
In diesem Spannungsverhältnis zwischen Politik und Schule, zwischen Schülern, Eltern und Lehrern standen und stehen Sie, lieber Herr Huesmann, als ruhender Pol. Ihre Maxime ist es, Schaden von Schülern, Lehrern und der Schule abzuwenden und möglichst
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