2012•071 - T E X T:
Grußworte für den Lehrerrat, Std. Peter Bracker
Sehr geehrte Frau Huesmann,
sehr geehrter Herr Huesmann,
meine Damen und Herren,
liebe Schülerinnen und Schüler.
Lieber Herr H., wenn Sie gleich vielleicht zum letzten Mal in dieser Halle, vor einem solchen Publikum stehen werden, dann genießen sie die Aussicht! Wir haben uns bemüht, 350 Gäste einzuladen, mit Ihnen und Ihrer Frau genau 353. Jeder Gast verkörpert ein Jahr in der Geschichte des Dionysianum (Die Mitglieder des Chors, links und rechts seien in dieser Betrachtung ausnahmsweise einmal ausgeklammert). Die Ära Huesmann (25 Jahre) wird durch die ersten anderthalb Sitzreihen repräsentiert. Aus dieser Perspektive ein bescheidener Zeitraum aber unübersehbar und in jeder Hinsicht heute erwähnenswert. In etwa jeder zweiten Reihe muss man sich einen der Ihnen vorangegangenen Schulleiter vorstellen. Herr Prof.Dr.Krefeld sitzt eigentlich eine Reihe zu weit vorne. Ich habe nicht recherchiert, wie viele Schulleiter Ihnen an dieser Schule vorangegangen sind. Vielmehr hat mich die Frage interessiert, ob es in Ihrer Amtszeit irgendeinen wichtigen Aspekt gab, mit dem Ihre Vorgänger wenig oder vielleicht gar nichts zu tun hatten. Es sollte schon etwas sein, von dem man sagen kann, dass es Ihre Amtszeit in nicht unerheblichem Maße geprägt hat. Zwei Aspekte, die ich für herausragend halte, werde ich im Folgenden präsentieren. Wenn ich dabei vielleicht etwas visionär erscheinen mag, so bitte ich das zu entschuldigen.
Sie haben in Ihrer Antrittsrede vor 25 hervorgehoben dass Sie begeistert sind über die Bandbreite der Bildungsmöglichkeiten Ihrer Schule. Sie erwähnen das Fach Griechisch in einem Satz mit dem Fach Informatik, das immerhin schon als Grundkurs belegbar war. Das Fach Griechisch gibt es nicht mehr und ich bezweifle, dass Ihnen die Bedeutung der Informatik oder allgemeiner ausgedrückt: die „Neuen Medien“ für Ihren beruflichen Alltag damals auch nur annähernd klar gewesen ist. Ich möchte den ersten Aspekt, den es hier aufzuzeigen gilt mit „Digitalisierung von Schule“ bezeichnen. Der Computer hat in Ihrer Amtszeit einen Raum in der Schule eingenommen, der einem Kollegen der modernen Fremdsprachen unheimlich anmuten musste. Er hat die Konversation zwischen Behörden und Instanzen Ihres Tätigkeitsfeldes geradezu revolutioniert. Aus sorgfältig formulierten, diktierten und getippten, vielleicht handgeschriebenen Briefen, deren postalische Trägheit ein Zeitraster von Wochen und Tagen akzeptierten, wurden emails, deren Adressatenkreis in Sekunden bedient werden möchte. Begleiterscheinung dieser Beschleunigung ist eine explosionsartige Zunahme jeglicher Korrespondenz. Ein geradezu inflationärer Wertverlust von Information wurde unvermeidbar. Anstelle des Brieföffners steht heute der „Mausklick“ und danach die unvermeidbare Sortierung in die Rubriken „wichtig“, „eilig“, “unsinnig“ und „weiterzuleiten“. Manch ein Telefonat, bei dem die Gemütsverfassung eines Gesprächspartners Einfluss auf den Verlauf einer Konversation genommen hat, wurde durch ein paar Zeilen auf dem Bildschirm ersetzt. Die „Digitalisierung der Schule“ beschränkte sich nicht auf den Bereich der Korrespondenz, sie machte auch vor der Schulverwaltung nicht halt. Spezialisten verwandeln heute den handgeschriebenen Personalbogen mit Hilfe von Programmen in Dateien, die durch ihre Interpretierbarkeit
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