2012•072 - T E X T:
durch Sortier- und Vergleichsalgorithmen ungeahnte statistische Möglichkeiten bieten. Es ist die Frage einer absehbaren Zeit, in der diese Statistiken den Raum der Schule verlassen und zum Spielball der Schulaufsicht und der Öffentlichkeit werden. Lernstandskontrollen sind ein Vorbote dieser Tendenz. Die Befürchtung, dass bald ein Ranking der Noten einer Schule, sortiert nach Fächern und Jahrgängen abrufbar im Netz verfügbar ist, scheint mir angebracht. Rating-Agenturen, die dann den Daumen senken und einer Schule das Prädikat „Triple A“ verweigern, werden eine unmittelbare Folge sein. Schulen werden sich vor diesem Urteil schützen, indem sie ihre „Währung“ korrigieren. Rettungsschirme werden konstruiert. Die Noten werden inflationär angepasst. Der Trend zur besseren Note wird sich fortsetzen. Das beste Beispiel dafür, dass diese Entwicklung bereits eingetreten ist, wird an der Studienplatzvergabe der Universität Münster im Fach Medizin deutlich. Zum ersten Mal war mit dem Abiturdurchschnitt 1,0 keine Studienplatzgarantie gegeben. Es gab zu viele Bewerber mit dieser Note. In meinen Augen eine Konsequenz von Konkurrenz zwischen den Schulen, begründet durch eine vermeintliche Transparenz der Qualität, die sich ausschließlich an Noten orientiert. Mit welcher Arbeitshaltung eine solche Note erkämpft wurde, geht dabei völlig verloren und daran wird auch eine digitalisierbare Qualitätsanalyse der Schulen wenig ändern.
Ein zweiter Aspekt der Ära Huesmann: Sie gehören noch zu einer Schülergeneration dieses Hauses, die ehrfürchtig vor dem Hauptportal stand, das nur vom Schulleiter, nicht einmal von den Kolleginnen und Kollegen betreten werden durfte. Die „Anton-Führer-Villa“ neben der Schule macht unmissverständlich klar, dass die Rolle des Schulleiters in gar nicht langer Vorzeit eine völlig andere war als heute. Schulleiter am Dionysianum war eine Instanz, deren Rollenverständnis wenig mit dem eines Lehrers und Schulleiters heutiger Zeit gemeinsam hatte. Bereits unter Ihrem Vorgänger Herrn Prof.Dr.Krefeld wurde ein Wandel begonnen, der jedoch in Ihrer Amtszeit konsequent umzusetzen war. Ich möchte diesen Aspekt Ihrer Amtszeit die „Demokratisierung der Schule“ nennen. Ich glaube nicht, dass Sie es vor 25 Jahren für möglich gehalten haben, dass Ihr Nachfolger durch ein Gremium gewählt wird, in dem 8 Schüler, 8 Eltern und 8 Lehrer drittelparitätisch vertreten sind. Die Besetzung des höchsten Gremiums der Schule zeigt, dass eine Zusammenarbeit aller an der Schule beteiligten Personen einen anderen Stellenwert bekommen hat. Die praktische Umsetzung dieser Zusammenarbeit ist zu einer Aufgabe der Schulleitung geworden, die in einem bisher nicht dagewesenen Ausmaß den Führungsstil einer Schule ausmacht. Ihnen Herr Huesmann ist dabei eine Vermittlungsrolle zugedacht worden, die keiner Ihrer Vorgänger in diesem Ausmaß ausfüllen musste. Die drei Instanzen Lehrerkollegium, Elternschaft und Schülerschaft zu einer konstruktiven Zusammenarbeit zu bewegen, ist Voraussetzung für die Dynamik einer Schule und erfordert immer aufs Neue eine Diplomatie besonderer Art.
Ich habe diese beiden Aspekte hervorgehoben, weil ich glaube, dass man den Umfang an Arbeit, den sie Ihnen im Laufe Ihrer Amtszeit beschert haben, würdigen muss. Sie sind dieser Arbeit nie aus dem Weg gegangen und haben Sie mit dem Ihnen eigenen Pflichtbewusstsein und der von uns so geschätzten Gründlichkeit gemeistert.
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