2015•074 - T E X T:
Strukturen bis zur Theologie mit ihrer
Lehre von der Trinität eine Tendenz zur
Dreierbildung zu beobachten, die Ausgewogenheit,
Erhabenheit und Einheit
zum Ausdruck bringt. Ich will mich jedoch
schleunigst auf meine heutige Rolle
besinnen, die klar definiert ist, indem sie
mir einen Platz zwischen Pustekuchen
und dem Rest der Welt, pardon, den Gästen
dieser Veranstaltung zuweist. Und so
sei ich, gewährt mir die Bitte / In Eurem
Bunde der Dritte.
Bei der Vorbereitung auf diese Laudatio
wurde mir, lieber Herr Baggemann, Ihr
für die Festschrift zu unserem 350-jährigen
Schuljubiläum im Jahre 2009 verfasster
gedankenstarker, in jeder Zeile
mit Herzblut geschriebener Essay Nur
schöne Bilder? – 25 Jahre Begegnung mit
Zeitgeist und Geschichte1 zu einer unentbehrlichen
Stütze und Ergänzung meiner
eigenen Erinnerungen an nunmehr 30
Jahre Pustekuchen. Allen, die den weit
ausholenden Text noch nicht kennen sollten,
sei daher die Lektüre, ggf. auch die
Anschaffung der Festschrift wärmsten
empfohlen. Als Laudator muss ich mich
bei meiner eigenen Annäherung an Pustekuchen
notgedrungen in der Kunst der
Beschränkung üben, und was läge nach
meiner Eloge auf die Dreiereinheit näher,
als den Hauptteil meiner Rede - nach einer
nun folgenden Hinführung zum Thema
- auf drei wesentliche Aspekte zu konzentrieren,
um sodann genregemäß mit
einem Blick in die Zukunft zu schließen.
1 Ulrich Baggemann, „Nur schöne Bilder? –
25 Jahre Begegnung mit Zeitgeist und Geschichte“,
S. 262-281; in: Gymnasium Dionysianum
Rheine – 1659-2009 – Festschrift
zum 350-jährigen Jubiläum, Tecklenborg
Verlag, 2009.
Zu reden ist vorab von den Anfängen,
die in die Jahre 1984/85, die Zeit des
325-jährigen Schuljubiläums, zurückreichen.
Der junge Kollege Baggemann lässt
sich nach einem Pantomimekurs von
Schülerinnen und Schülern einer Klasse
6 – die Damen und Herren sind inzwischen
in der ersten Hälfte ihres fünften
Lebensjahrzehnts angelangt – überreden,
mit ihnen Theater zu spielen. Man
einigt sich auf Friedrich Karl Waechters
Stück Pustekuchen, das sich als reiner
Glücksfall erweist. Die Grundsituation ist
schnell erzählt: Um zu vermeiden, dass
das Theaterstück ausfällt, beschließen
die Zuschauer, es selbst zu spielen. In einem
learning by doing – Prozess lernen
sie so das Theater mit seinen Themen
und Darstellungsformen kennen. Günstigere
Ausgangsvoraussetzungen für den
Einstieg in das Theaterspielen lassen
sich kaum denken. Die Schülerinnen und
Schüler fühlen sich quasi auf die Bühne
gerufen, nicht weil das übliche Klassenraumgespräch
über das Stück dorthin
verlagert worden wäre, nein, weil sie
selbst ein Stück aufführen und es sich auf
diese unmittelbare Weise aneignen, zu
eigen machen. Ob Sie, Herr Baggemann,
damals wussten oder nicht doch zumindest
ahnten, worauf Sie sich einließen,
als Sie sich mit 11-12-Jährigen - man darf
wohl noch von Kindern sprechen – in das
Abenteuer des Theaterspielens stürzten?
Als Eltern (und als Großeltern nicht minder)
wissen wir aus eigener Anschauung,
mit welcher Begeisterung sich schon Kinder
im Alter von drei oder vier Jahren
dem Kasperle- oder einem anderen Marionettenspiel
hingeben und fremde Rollen
übernehmen. Und erinnert sich nicht
zumindest der Eine oder die Andere auch
noch an die eigene Kindergarten- oder
Grundschulzeit und die verzaubernde
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