2011•079 - T E X T:
Verfügungen. Da sie einen herausgehobenen Stellenwert unter den zahlreichen Baudenkmälern der Stadt Rheine einnimmt, erfuhr sie eine ausführliche Beschreibung und Würdigung im Teil I des dreibändigen Werkes (2003, 2007, 2011 erschienen) „Die Kunst- und Kulturdenkmäler in Rheine“ Dieses hochrangige, sehr empfehlenswerte Standardwerk mit profunden Aussagen zur Entwicklungs-, Bau- und Kunstgeschichte der Stadt Rheine konzipierten und verfassten Rudolf Breuing und Karl-Ludwig Mengels unter Mitarbeit zahlreicher sachkundiger Fachleute. Aus Rudolf Breuings Feder stammt der darin publizierte Beitrag über die Petrikirche. Sein Text, die ihn illustrierenden Pläne, Abbildungen und Zeichnung berichten in umfassender, mustergültiger Weise über Baugeschichte und Ausstattung des Gotteshauses. Es ist damit zweifellos komplex und kompetent beschrieben.
Wenn dennoch an dieser Stelle zusätzlich Hinweise auf die Gymnasialkirche erfolgen, dann geschieht das aus zwei Gründen. Der erste: Im Jahr 2011 begeht die Petrikirche die Hundertjahrfeier ihrer Kirchweihe. Anlass genug, an die Bedeutung der Schulkirche St. Peter für Werden und Wachsen der Schulgemeinde des Dionysianums zu erinnern, ihre Pflege als verpflichtend herauszustellen und ihren Schutz – ihr Eintrag in die Denkmalschutzliste (Gebäude mitsamt seiner historischen Einrichtung) erfolgte 1982 – anzumahnen und nachdrücklich zu fordern. Das erscheint auch angebracht, weil derzeit noch nicht abzusehen oder gar zu entscheiden ist, welcher Verwendung das künstlerisch wertvolle und stadtgeschichtlich bedeutsame Bauwerk Petrikirche demnächst zugeführt werden kann.
Und zweitens: In jüngster Zeit sind äußerst interessante Dokumente entdeckt worden. Sie betreffen einen Teilbereich der Ausstattungselemente von St. Peter: die Kirchenfenster. Bei den Fundstücken handelt es sich um Entwürfe zur Gestaltung der Glasmalerei für Fenster der Petrikirche, für die sechs im Langhaus, das Westfenster über der Orgelempore und die vier Fenster im Chorraum. Peter Derix, Gesellschafter der Kevelaer Werkstätten für Glasmalerei, Mosaik und Restaurationsarbeiten, stellte diese Schätze im Mai 2006 Vertretern der Stadt Rheine, des Dionysianums und des VAD vor. Er hatte sie im Archiv seiner Firma entdeckt und bot sie der Stadt Rheine an. Bei ihnen handelt es sich um Entwurfskizzen aus der Erbauungszeit der Petrikirche, nach denen im Ablauf des Herstellungsprozesses die Farbfenster in der Glaswerkstätte Derix angefertigt werden sollten.
Die Entwürfe schuf der 1850 in Münster geborene, 1919 in Kevelaer gestorbene Maler Friedrich Stummel. Er besuchte die Kunstakademie in Düsseldorf, empfing aber vor allem auf vielen Reisen entscheidende Anregungen beim Studium historischer Kunstdenkmäler. Er begeisterte sich für die mittelalterliche und neu anzustrebende kirchliche Kunst. Studienreisen in Italien ließen ihn die Grundlagen für seine monumentalen Wandmalereien (Wallfahrtskirche Kevelaer) finden und in Kevelaer seine Lehrtätigkeit aufbauen, die ihm einen großen Schülerkreis zuführte. Dem gehörte auch Karl Wenzel an, der als Jugendlicher viele Jahre in Rheine lebte und später u.a. Werke in der St. Antonius Basilika schuf (Ausmalung der Antoniuskapelle 1922, heute überstrichene Fresken über dem Marienaltar und dem Josefsaltar 1924).
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