2009•080 - T E X T:
OStD Herbert Huesmann
DANK FÜR DIE VIER KARDINALTUGENDEN
Sehr geehrte Frau Bürgermeisterin Dr. Kordfelder,
sehr geehrte Mitglieder des Vorstandes des VAD, lieber Peter, meine Damen und Herren,
liebe Schülerinnen und Schüler,
das Gymnasium Dionysianum hat allen Grund, dem Verein Alter Dionysianer für sein außergewöhnliches Geschenk zum 350-jährigen Schuljubiläum zu danken. Bei den Geschenken, die der VAD im Laufe seiner Geschichte der Schule übergeben hat, handelt es sich wahrlich nicht um jene Art von Gegenständen, die sich im alltäglichen Gebrauch abnutzen und darüber schnell der Vergessenheit anheim fallen. Die Grundüberzeugungen und Ideen, für die Gerhard Marcks' Hl. Sebastian, aber auch die Holzschnitte und Bilder desselben Künstlers, also die Jubiläumsgaben der Jahre 1959 und 1984 stehen, haben nichts von ihrer Aussagekraft eingebüßt, vielmehr wirken sie über Tag und Jahr hinaus, und dies um so mehr, da sich die schlichte Schönheit der Marcks' chen Formensprache gegen den steten Wechsel des Zeitgeschmacks behauptet hat. Und dies wird auch für die Darstellung der Vier Kardinaltugenden, die von Guy Charlier geschaffenen Bronzeskulpturen, gelten, die uns heute übergeben werden. Ihre Aufstellung auf dem neuen Schulhof, dem "Marktplatz" der ganzen Schulgemeinde, unterstreicht bereits ihre zentrale Bedeutung. Natürlich ist sich die Schule bewusst, dass die allegorische Darstellung der Kardinal-Tugenden nicht primär der Dekoration dient, sondern zur aktiven Auseinandersetzung mit Fragen herausfordert, bei denen es sich, wie Johannes Rau vor einigen Jahren in Anspielung auf den Wortsinn bemerkt hat, um Dreh- und Angelpunkte menschlicher Existenz handelt. Sollte der Begriff "Tugend" antiquiert wirken, so liege dies nicht an dem Begriff, sondern an uns. Denn, so Johannes Rau .. "wer sich auseinandersetzt mit der "Klugheit", mit "Gerechtigkeit", mit "Tapferkeit" und "Maß", der wird schnell sehen, wie sehr solche Tugenden nötig sind - im Leben jedes Einzelnen und der Geellschaft .. ".
Dass Tugenden und Werte "antiquiert" seien, das ist unter dem Eindruck der internationalen Finanz- und Wirtschaftskrise im gesellschaftlichen Diskurs der letzten Monate allerdings nicht mehr zu hören. Vielmehr ist eine Rückbesinnung auf wertorientiertes Handeln so aktuell wie schon lange nicht mehr; in zahlreichen Reden ist sie eingefordert worden. Zweifellos ist unbehindertes freies Denken ein hohes Gut in unserer pluralen Gesellschaft, die Verständigung auf ein unverzichtbares Fundament gemeinsamer Werte ist jedoch ebenso unverzichtbar. Von den Schulen wird mit Recht verlangt, dass sie ihre erzieherische Arbeit auf der Grundlage nicht nur verkündeter, sondern gelebter Wertvorstellungen leisten. Die tief in der antiken und christlichen Tradition europäischen Denkens verwurzelten Kardinaltugenden sind hervorragend geeignet, für die Verständigung auf eben dieses Fundament als richtungsweisende Koordinaten zu dienen. Die Bronzeskulpturen von Guy Charlier werden zur unterrichtlichen Auseinandersetzung mit den Themen in zahlreichen Fächern, so z.B. in evangelischer und katholischer Religionslehre
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