2017•086 - T E X T:
Hinter den Kulissen von Youtube & Co.
Smart Camp: Drei Tage lang entdecken Dio-Schüler Finessen und Tücken der neuen Medien
Hammer, Säge,
Bohrmaschine – Generationen
von Schülern sind früher
im Werkunterricht mit dem
optimalen Gebrauch dieser
Werkzeuge vertraut gemacht
worden. Heute sind die Instrumente
smarter. Die Werkzeuge
im digitalen Zeitalter
heißen App, iPad oder Smartphone.
Wer ein Apple-iPhone oder
einen vergleichbaren Hochleistungsrechner
mit Telekommunikationsfunktion
eines
anderen Herstellers in
der Tasche hat, verfügt – Internetzugang
und entsprechenden
Bandbreite vorausgesetzt
– über schier unendliche
Einsatzmöglichkeiten.
Es braucht nicht mehr als eine
zündende Idee und ein
Smartphone, um zum Beispiel
einen Videoclip in nahezu
fernsehtauglicher Qualität
zu drehen. Film- und
Tonschnittprogramme gibt‘s
als App fürs Smartphone oft
sogar gratis. Fotos oder Texte
veröffentlichen, Sounddateien
produzieren und publizieren
– alles kein Thema, wenn
man die modernen Instrumente
richtig bedienen
kann.
Wie man die digitalen
Werkzeuge optimal einsetzen
kann – das erfahren 110
Mädchen und Jungen des
achten Jahrgangs am Gymnasium
Dionysianum seit
gestern in einem dreitägigen
Workshop mit externen Experten.
Der Umgang mit diesen
Werkzeugen – neudeutsch
auch „Tools“ genannt
– ist allerdings nur ein
Schwerpunkt im sogenannten
„Smart Camp“. Denn die
neuen Medien sind nicht immer
nur ein Segen. Sie können
auch ein Fluch sein. Zum
Beispiel, wenn die Anwender
nicht wissen, welche Gefahren
und Fallen im weltweiten
Netz lauern. Deshalb steht im
Smart Camp auch die „reflektierte
Auseinandersetzung
mit Social Media“ auf dem
Stundenplan.
In der Unterrichtseinheit
„Live-Hacking“ hat IT-Experte
Thomas Timborn einigen
Schülern des achten Jahrgangs
gestern Morgen zum
Beispiel gezeigt, wie einfach
es ist, einen fremden Computer
zu übernehmen und den
Computer zu hacken. „Ich
spreche mit den Schülern
aber auch darüber, wie man
sich davor schützen kann“,
sagte Timborn.
„Instagram entdecken“,
„Bloggen, wie es dir gefällt“,
„Broadcast yourself – Youtube“,
„Medienknigge“ oder
„Fit für die digitale Zukunft“
lauten die Titel anderer Einheiten,
in denen jeweils externe
Medienexperten ihr
Wissen an die Schüler weitergeben.
Es geht in den Workshops
auch um Fake-News, also um
falsche Tatsachenbehauptungen
zum Beispiel bei Facebook.
„Ein schwieriges Thema,
keiner weiß, wie man
das in den Griff bekommt“,
sagte Medien-Expertin Jaqueline
Bloem. Die Politik ist
da offensichtlich auch noch
ratlos: „Die Frage lautet, ist
Facebook eine Plattform, wo
Leute etwas einstellen? Oder
hat Facebook als Medium
auch eine Verantwortung für
Inhalte, wie zum Beispiel Zeitungen.
Da gibt es unterschiedliche
Lehrmeinungen“,
sagte Projekt-Schirmherr
Jens Spahn.
„Das digitale Zeitalter hat
unser Leben in den vergangenen
Jahren schneller und
tiefgreifender auf unterschiedlichen
Ebenen verändert
als manch andere Entwicklung
zuvor. Besonders
für die junge Generation ist
der souveräne und respektvolle
Umgang mit den sozialen
Medien zum vitalen Bestandteil
des Alltags geworden“,
sagte Spahn.
Das „Dio“ ist die zweite
Schule im Münsterland, an
der die Medienexperten ihre
Workshops anbieten. „Wir
nehmen das Angebot gerne
an“, sagte Schulleiter Oliver
Meer. Im Bereich digitaler
Bildung auf dem aktuellen
Stand zu bleiben, bedeute für
die Gesellschaft eine enorme
Herausforderung, die die
Schule alleine nicht erfüllen
könne. Er hoffe allerdings,
dass es nicht bei dem Tropfen
auf dem heißen Stein bleibe:
„Das Konzept mit einem Expertenteam,
das von außen
in die Schule kommt, ist gut,
weil es die Schüler auf andere
Art und Weise anspricht
als Lehrer. Diese Aufgabe
sollte man Lehrern nicht zusätzlich
auftragen. Wir müsste
so etwas allerdings regelmäßig
in den achten Jahrgängen
anbieten können. Das
sollte auch so in den Vorgaben
stehen“, sagte Meer.
MV vom 01.02.17
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