2009•087 - T E X T:
Mit langem Atem zum Erfolg
Alumni-Management als Wettbewerbsfaktor
Andreas Wömpener Alexandra Rohlmann
Die Bindung von Absolventen an ihre Universität, der Aufbau eines Alumni-Netzwerkes ist für viele Hochschulen eine wichtige Zukunftsaufgabe. Denn an den meisten Hochschulen steckt die Alumni-Kultur noch in den Kinderschuhen. Vorschläge für den Aufbau und die Pflege von Ehemaligen-Netzwerken.
"In den USA spendeten Alumni ihren Hochschulen im Jahr 2006 28 Milliarden Dollar."
Hochschulen können auf vielfältige Art und Weise von ihren Absolventen (= Alumni) profitieren. Dabei ist nicht nur an monetäre Unterstützung zu denken, sondern auch an Reputationseffekte, die Möglichkeiten der Einbindung von Alumni in die Lehre oder in Career Services, wie beispielsweise Mentoringprogramme. Allein die potentiell finanzielle Bedeutung der Alumni wird schnell klar, wenn Zahlen aus den USA zitiert werden: Hier spendeten Alumni ihren Hochschulen im Jahr 2006 28 Milliarden Dollar. Obwohl die Dimension dort eine andere ist, lässt sich eine Relevanz der Alumni für deutsche Hochschulen nicht leugnen - hier sei als prägnantestes Beispiel die Einzelspende in Höhe von 2OO Millionen Euro von Klaus Jacobs für die International University Bremen genannt.
Um das Potential der Alumni pflegen und ausschöpfen zu können, ist jedoch ein professionelles Alumni-Management notwendig. Hierbei geht es nicht nur um die generelle Auswahl von Maßnahmen zur Kontaktpflege. Die Alumni müssen nach ihren Bedürfnissen zielgruppengerecht angesprochen werden. Deshalb ist es hilfreich, den "Lebenszyklus" der Alumni zu untersuchen. Besonders inteessant ist dabei die Kontaktnähe (sowohl die räumliche Nähe als auch die Erreichbarkeit über Medien sowie die Nutzungsmögichkeiten des Alumni-Angebotes) und die Bindung (die emotionale Beziehung zur Alumni-Organisation und zum Alumni Netzwerk-Gedanken.
Die fünf Lebensphasen der Alumni
Je nach Altersphase differenzieren sich die Interessen und die gesellschaftliche Position der Alumni. Es können fünf "Lebensphasen" der Alumni (siehe Abbildung) unterschieden werden:
1. Phase "Prä-Alumni", Studierende (ca. 20-25 Jahre), geprägt durch das Studium
2. Phase "Jung-Alumni", (ca. 25-30 Jahre), examensnahe Absolventen, geprägt durch Arbeitsplatzwahl und Flexibilität
3. Phase "Junior-Alumni", (30-35 Jahre), "Young-Professionals", Verfestigung beruflicher und privater Lebensumstände (bspw. Hochzeit oder Kind/er)
4. Phase: "Midlife-Alumni", (35-50 [ahre), gefestigter gesellschaitlicher Status, Karrierefortschritte
5. Phase: "Senior-Alumni", (50+ Jahre), Zenit des gesellschaftlichen Status, gesellschaftliche Verpflichtung, Ruhestand, Reflexion des Werdegangs
lm Studium ist die Kontaktnähe am höchsten ausgeprägt. Studierende sind an der Hochschule für die Alumni-Organisation sozusagen "vor Ort" und können mit einer Vielzahl an Median (z.B. Lehrveranstaltungen, E-Mail-Verteiler etc.) innerhalb der Hochschule leicht erreicht werden, um auf das Alumni-Netzwerk und seine Angebote aufmerksam zu machen. Nach dem Abschluss nimmt die Kontaktnähe sehr stark ab, da sehr viele Absolventen nach dem Studienabschluss umziehen. Viele Kontaktformen bestehen nicht mehr und der persönliche Bezug ist schwerer herstellbar. Besonders der Aufbau von Kontakten zu Alumni, die sich nicht im Alumni-Netzwerk registriert haben. wird dadurch erheblich erschwert. Dies liegt auch daran, dass berufliche wie familiäre Veränderungen viel Zeit einnehmen. Eine Steigerung in den späteren Phasen kommt vor allem durch das erwachende Interesse der Alumni an der alten Hochschule zustande sowie nach dem Ruhestand durch mehr Zeit für diese Belange.
Die Bindung zur Alumni-Organisation kann ab Beginn des Studiums geschaffen und intensiviert werden. Hierbei sollte die allgemeine Bindung zur Hochschule genutzt und in eine Alurmni-Bindung umgewandelt werden. Die Bindung sollte während des Studiums so gestärkt werden, dass Absolventen
Alexandra Rohlmann und Andreas Wompener sind wissenschafltiche Mitarbeiter am Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Control!ing, der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Sie forschen u.a. zu Themen des Alumni-Managements.
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