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"70er Jahren endete und das Zeitalter des
Bildes begann. Sicher ist, ..." "Bau dieses Schulgebäudes im Jahre 1909
an der Seite zur Bibliothek ..." 2015•088 - 2 Treffer -
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2015•088 - T E X T:
Es gibt Leute, die heute sagen, dass das
ideologische Zeitalter des Lesens mit den
70er Jahren endete und das Zeitalter des
Bildes begann. Sicher ist, dass wir schon
seit längerem in einem gnadenlosen Bilderkrieg
leben. Und diesen gibt es schon
sehr lange. Menschen werden enthauptet,
nur um ausdrucksstarke und unvergessliche
Bilder in die Welt zu setzen.
Auch Abu Ghraib ist noch lange nicht vergessen.
DER LEERE RAUM. So heißt das berühmte
Buch des großen Regisseurs Peter
Brook, in dem er die Einfachheit des Theaters
postuliert. Und mein erster Workshop,
den ich besuchte, trug den vielversprechenden
Titel Mit einem leeren
Raum fängt alles an ... . Mehrfach hat PUSTEKUCHEN
hier im Theater eine Welt
erschaffen. Aber diese Aula war nie leer!
Bilder haben in dieser Aula viele gehangen
und sie sind immer in erzieherischer
oder in manipulativer Absicht aufgehängt
worden. Zum Beispiel dieses Portrait von
Kaiser Wilhelm II., das kurz nach dem
Bau dieses Schulgebäudes im Jahre 1909
an der Seite zur Bibliothek hing. Hören
Sie?!
Ich kann die Stimmen dieser Aula hören:
„Weltmacht!“., ruft der Kaiser. „Freiheit!“,
ruft der eingegipste Schiller von der
Wand dort oben. „Kolonien!“, fordert der
Kaiser. „Wahrhaftigkeit, Humanität, Autonomie!“,
fordert Goethe zaghaft. Und
Wilhelm II. donnert dazwischen: „Ich
kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur
noch Deutsche!“
Und unter Ihren Stühlen ächzt es. Schauen
Sie unter Ihre Stühle: Da haben auf
dem Boden noch vor vier Wochen in einer
Ausstellung der Kunstkurse von Frau
Sabelus und Frau Kegel-Brandenburg
zum 1. Weltkrieg mehr als ein Dutzend
von Schülern bemalte Puppen stellvertretend
für die Toten des Weltkrieges
gelegen, die hier an dieser Schule für den
Krieg erzogen wurden. Die Schüler, die
hier eine Stunde lang im Dunkeln in dieser
Ausstellung geschrieben haben, werden
dies nicht vergessen.
Und ich kann diesen kaiserlichen Porträtentwurf
des Malers Murdfield umdrehen
und es erscheint Adolf Hitler und es
erscheinen die Nazis in der Aula und sie
setzen sich unter das Bild des Heiligen
Ludgerus, - (heute vor der Aula) - der
gerade eine neu konstruierte deutsche
Menschenrasse zu den Zielen des Abendlandes
bekehrt. Welche Perversion.
Ich will das Ganze jetzt nicht auf die Spitze
treiben, wie und was wir alles im Theater
taten und wofür Sie uns den Preis
verliehen haben. Inzwischen höre ich in
dieser Aula auch andere Stimmen: „Hey
Gott, wo bist Du? Hey Gott, ich rede mit
Dir!“,
Anuscheh Setayesh- Roonizi als Hiob in
CANDIDE oder Nieder mit dem Optimismus!
Sehr frei nach Voltaire.
Oder: „Die Sonne tönt nach alter Weise
In Brudersphären Wettgesang ...“
Goethes FAUST, natürlich ein bisschen
durch den Kontext verfremdet. Sonst wären
wir ja nicht PUSTEKUCHEN:
Aber sind wir? bin ich? geheilt?
Eine Theaterübung für unsere
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2015•088 - F A C T S:
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