2012•090 - T E X T:
müssen.
Das ist zweifellos schwieriger geworden, denn einen Kanon in dem Sinne gibt es nicht mehr. Im Hinblick auf Entwicklungen und sich ändernde Kontexte, wie Sie sie angesprochen haben, Herr Meer, müssen Ziele und Wege immer wieder definiert und kritisch geprüft werden, müssen Inhalte auf ihre Bildungsrelevanz abgeklopft werden. Der zuvor zitierte Andreas Gruschka hat dafür kein "Rezept", aber eine Überlegung, die er aus unendlich vielen praktischen Beispielen herleitet: Entscheidend ist es seiner Ansicht nach, die zentralen welterschließenden und sinnstiftenden Schlüsselfragen zu stellen, dann lassen sich die korrespondierenden Inhalte ausweisen und Kompetenzen des Nachvollzugs zuordnen.
Ich wünsche Ihnen, Herr Meer, und dem Gymnasium Dionysianum, dass es Ihnen gemeinsam gelingt, auch zukünftig die wesentlichen Fragen zu stellen und die bedeutsamen Inhalte zu finden. Es wird nicht das schlechteste sein, wenn Sie alle dabei auch das berühmte von Johannes von Salisbury tradierte Zwerg-Riesen-Gleichnis im Kopf haben, das unser Verhältnis zur Tradition folgendermaßen beschreibt: Zwerge sind wir sozusagen, die auf den Schultern von Riesen sitzen, so dass wir mehr und weiter sehen können als diese, durchaus nicht aufgrund unseres eigenen Scharfblicks oder unserer Körpergröße, sondern weil wir in die Höhe emporgehoben werden durch riesenhafte Größe.
Ich komme zum dritten und letzten Element, der Einladungskarte. Sie enthält eine Vielzahl von Substantiven, die ich als Wünsche und Erwartungen der Schulgemeinde für Sie und an Sie als Schulleiter interpretiere.
Ich habe versucht, die Begriffe ein bisschen zu sortieren und in ihrer Strukturierung und inneren Dependenz anzuordnen.
Dabei sehe ich zunächst folgende Relation: Man erwartet von Ihnen, Herr Meer, als dem Leiter dieser Schule Führung. Inspiration und Orientierung sind die Schlüsselbegriffe. Das eine sollen Sie haben, das andere sollen Sie allen am Schulleben Beteiligten geben. Denn Aufgabe und Ziel von Führung ist es, die Schule in der Wahrnehmung ihres Auftrags zur Bildung und damit zur Nachhaltigkeit zu unterstützen und voranzubringen.
Wenn dies gelingen soll, ist ein partizipativer Führungsstil erforderlich. Die Schule signalisiert Ihnen dies mit dem Stichwort Demokratie. Denn alle am Schulleben Beteiligten fühlen sich in der gemeinsamen Verantwortung für den Prozess der schulischen Entwicklung und können dieser Verantwortung nur gerecht werden, wenn sie partizipativ eingebunden sind. Mit den Begriffen Transparenz und Offenheit, Kommunikation und Teamarbeit werden zentrale Elemente eines solchen Führungsverhaltens ausgewiesen und ihnen gleichsam als Mittel empfehlend an die Hand gegeben. An zentraler Eigenschaft wünscht man sich von Ihnen Mitmenschlichkeit, Ihnen selbst wünscht man bei der Bewältigung Ihrer
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