2019•099 - T E X T:
Bekannt wurde dieser 1916 durch die autobiografische Erzählung „Der Wanderer zwischen
zwei Welten“. Es wurde das erfolgreichste Buch eines deutschen Schriftstellers
im Ersten Weltkrieg und eines der sechs erfolgreichsten deutschen Bücher im 20. Jahrhundert
überhaupt, worin sich völkischer Nationalismus mit inniger Homoerotik verbinden.
Den Großen der deutschen Geschichte reihen sich in die Aufsatzthemen auch
„Katte“ (UIIbg, OIIrg) von Hermann Burte (1914), Bernt Glöckner mit „Wolgadeutsche
rufen“ (Jb 1937/38, S. 23) und mit leichter historischer Verzögerung Stefan George
(OIg) ein. Erwähnenswert ist eine Ausstellung im Dionysianum über den westfälischen
Dichter Christian Dietrich Grabbe (1801-1836), dem Dramatiker des Vormärz.
An der zweiten Stelle der Aufsatzthemen mit insgesamt 40 Nennungen steht die Kategorie
„Geschichte“. Auffällig ist, dass die „klassischen“ Geschichtsthemen in den Hintergrund
getreten sind, die Begegnung der Jugend mit der europäischen und deutschen
Geschichte aber „stabil“ ist mit Themen wie „Hitler und Mussolini“ (35/36: UIg;
37/38: OIrg) und „Hitlers Lehrjahre in Wien“ (beide 37/38 in OIrg bzw.UIIg), über
Bismarck und Napoleon (beide 35/36: OIrg; vgl. Jüttemann, a.a.O., S. 131) und vor allem
mit dem Blick in die Zukunft das Thema (1937/38 in der UIIrg) „Deutschland nach
1933 im Wiederaufstieg zur Weltmacht“ belegen. Die Geschichte als tradierte Politik
hielt Einzug in Schule und Freizeit.
Zuerst die nationalsozialistische Belehrung u.a. durch Filme wie über die Vorbereitungen
zu „Olympia“ (1935/36: OIIg, UIIg und Jb. S. 28), Leni Riefenstahls „Triumph des
Willens“ sowie „Heldentum und Todeskampf unserer Emden“, den Kleinen Kreuzer
des 1. Weltkriegs.
Geschichtliche Belehrung für die Gymnasiasten durch Übertragungen aktueller Ereignisse
und Reden wie Hindenburgs Trauerfeier am 31. 09. 1935 (74. Jb., S. 29), Hitlers
Rede am Parteitag in Nürnberg am 11. 09. 1937 und viele andere mehr, die sich in
diesen Schuljahren etabliert haben.
Die meisten Aufsatzthemen beziehen sich vorbereitend bzw. rückblickend auf die
schulischen Aktivitäten der Gymnasiasten in Lagern (vgl. „Wallenstein“-Trilogie dieser
Jahre). Der 73. Jahresbericht (Jb. 1937-38) legt folgende Statistik vor (S. 20): Ostern
1938 waren von insgesamt 436 Schülern 97 % in nationalsozialistischen Verbänden
(JV, HJ, SA, NSFK, NSKK) organisiert, ein Schüler war in einem katholischen, 12 in
keinem Verband. Der Nationalsozialismus hatte sich in der Jugend „konsolidiert“, die
Tradition der Dienstbereitschaft gegenüber dem Vaterland und des Gehorsams gegen
Autoritäten waren gefestigt, wie Hanns Johst, der Präsident der Reichsschrifttumskammer,
1935 dichtete:
Im Glockenstuhl schwingt das beseelte Erz,
Erde und Himmel haben ein Herz,
das deutsche Herz dröhnt im jungen Gesicht.
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